Ein frischer Wind weht durch Steffisburg

  11.11.2021 Reportagen

Aktuelles aus Steffisburg, wo man sich miteinander vorwärts bewegt: Im August 2021 führte die Gemeinde die Fachstelle für Gesellschaft ein. Als Anlaufstelle für interne und externe Akteure sensibilisiert, berät, vernetzt und unterstützt sie bei der Entwicklung von zielgruppenspezifischen Aktivitäten. Hier bauen Investitionen auf solidem Grund: So etwa die Sanierung von Schulanlagen und Erschliessungsprojekten – wie zum Beispiel das neue Schul-, Kultur- und Sportzentrum und ein sicherer Hochwasserschutz. Das Höchhus wurde neu belebt: mit Co-Working-Arbeitsplätzen. Steffisburg ist auch sehr familienfreundlich: nicht zuletzt dank verbessertem Spielplatzangebot.

Fachstelle für Gesellschaft
Die Schaffung der Fachstelle war eine Zielsetzung des Gemeinderates gemäss dem Legislaturschwerpunkt 2019 – 2022 «Menschen und Lebensräume». Dieser hat das Konzept der Fachstelle für Gesellschaft im Dezember 2020 genehmigt und der Schaffung von 80 Stellenprozenten, vorerst befristet auf zwei Jahre, zugestimmt. Das Konzept wurde unter der Leitung von Marc Hüppi (Leiter Abteilung Soziales) durch eine Projektgruppe erarbeitet. In dieser waren Personen aus den entsprechenden Zielgruppen vertreten. Die Projektgruppe hatte ausserdem den Auftrag, die bisherige Kommissionsstruktur zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. So hat sie entschieden, das Konzept der ganzheitlichen Sichtweise sowohl auf die Fachstelle als auch auf die Fachkommission anzuwenden. Mit der ganzheitlichen Sichtweise sollen generelle Gesellschaftsfragen unter Berücksichtigung verschiedener Blickwinkel betrachtet und bearbeitet werden. Dazu gehören der Alters-, Integrations-, Freiwilligenund Familienbereich. Damit alle diese Bereiche in der Fachkommission vertreten sind, wurden die bisherigen Fachkommissionen für Seniorenfragen und die Fachkommission Familie und Integration in der Fachkommission für Gesellschaft zusammengeführt und mit Vertretenden aus den Bereichen Vereine/Freiwilligenarbeit, Kirchen und Bildung ergänzt. Die Fachstelle für Gesellschaft wird durch Barbara Jaeggi geführt. Sie ist jeweils von Montag bis Mittwoch an ihrem Schalter im Parterre des Gemeindehauses anzutreffen.

Finanzlage
Steffisburg verfügt über eine sehr gute finanzielle Ausgangslage. Dies nicht zuletzt aufgrund einer umsichtigen Finanzpolitik und viel Augenmass bei den beeinflussbaren Kosten. Aktuell stehen grosse Investitionen an. So etwa die Sanierung von Schulanlagen und Erschliessungsprojekte – auch für das neue Schul-, Kultur- und Sportzentrum und den Hochwasserschutz.
Die Gemeinde-Schulanlagen müssen nun saniert, optimiert oder ersetzt werden. Dies bedingt bedeutende Ausgaben in die Schulinfrastrukturen. Die Ergebnisse der Liegenschaftsund Schulraumplanung sind bekannt. Der Gemeinderat hat die Strategie und den Massnahmenplan unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit aller Projekte genehmigt. Steffisburg zeichnet sich durch Quartierschulhäuser aus. Diese sollen mit einem bis zwei Zentren gestärkt werden.
Die Ausfälle der Steuererträge für das Steuerjahr 2020 können noch nicht abschliessend beziffert werden. Das Coronavirus hat nach wie vor grossen Einfluss. Um die notwendigen Investitionen und insbesondere deren Folgekosten mit einer vertretbaren Neuverschuldung realisieren zu können, hat sich der Gemeinderat mit möglichen Massnahmen auseinandergesetzt. Zu diskutieren mit der Bevölkerung sowie auf politischer Ebene: mit welchen Einflüssen (Werten und Standards) soll was, zu welchem Preis und Zeitpunkt realisiert werden. Um diese Eckpunkte zu klären, hat der Gemeinderat den Auftrag erteilt, im Finanzplan ab 2024 eine Steuererhöhung von 1.62 Einheiten auf 1.68 Einheiten zu berücksichtigen. Mit diesen zusätzlichen Erträgen wären die Investitionen und Folgekosten und somit der Finanzplan tragbar. Der Gemeinderat ist aktuell an der Entwicklung eines Instruments, um auch mit der Bevölkerung «Werte und Standarddiskussionen» zu führen. Eine erste Übersicht am Beispiel der «Schul- und Liegenschaftsplanung» wird dem Parlament an der GGR-Sitzung vom 3. Dezember 2021 vorgestellt. Die angestrebte Diskussion bietet die Chance, ein vielversprechendes Steffisburg der Zukunft mitzugestalten.
Die Steueranlage wurde in der Planung ab 2024 von heute 1.62 Einheiten auf 1.68 Einheiten erhöht, damit die Betriebs- und Kapitalfolgekosten der Grossprojekte finanziert werden können. Die Berechnungen zeigen, dass eine Steuererhöhung unumgänglich sein wird, wenn die Schulden nicht unvertretbar werden sollen. Die Frage ist daher nicht ob, sondern wann eine Steuererhöhung in welcher Höhe erforderlich ist. Es ist unrealistisch, pro Jahr CHF 1,4 Millionen Mehrertrag aus einer Steuererhöhung einsparen zu können.
Der Gemeinderat unterbreitet dem Grossen Gemeinderat das Budget 2022 mit unveränderter Steueranlage von 1.62 Einheiten und einem Ansatz für Liegenschaftssteuer von 1.2 ‰ der amtlichen Werte (unverändert). Der Gesamthaushalt schliesst bei einem Aufwand von CHF 72 465 300 bzw. Ertrag von CHF 72 575 900 mit einem Ertragsüberschuss von CHF 110 600 ab. Beim Allgemeinen Haushalt ist ein Ertragsüberschuss von CHF 362 200 budgetiert. Es sind Nettoinvestitionen von CHF 6 661 000 geplant. Die zusätzlichen Abschreibungen betragen CHF 2 550 900, der Finanzierungsfehlbetrag CHF 3 643 800.

Coworking im Höchhus
Die Gemeinde unterstützt Coworking Steffisburg mit einem Beitrag und möchte damit etwa junge und ältere Menschen, Unternehmen, Vereine oder Selbständige ermutigen, neue Wege zu gehen. Gemeinsames Wirken soll in der Gemeinde gefördert werden.
Das Projekt startete im Frühsommer 2021 mit einem Kickoff-Event. Dazu haben sich 15 Interessierte zusammengefunden, um die Rahmenbedingungen festzulegen und eine mögliche Organisation zu entwerfen. Daraus wuchs das Kernteam, welches den Aufbau rund um Coworking in Steffisburg nun vorantreibt.
Auf der Website www.coworking-steffisburg.ch gibt es mehr Infos und Kontaktmöglichkeiten. Möglich sind Besuche während den Öffnungszeiten, wo sich anwesende Hosts (Gastgeber/ innen) gerne Zeit nehmen, um alles zu zeigen und von ihren ersten Erfahrungen zu berichten.

Familienfreundlich
Im Jahr 2020 konnte der neue Spielplatz Flühli eröffnet werden. Auf einer Fläche von 900 m2 entstand eine attraktive Spiellandschaft. Bei der Gestaltung nahm man auf die Bedürfnisse der Kinder Rücksicht. An Workshops wurden diese erhoben und ausgewertet. Die Fachstelle Spielraum erarbeitete daraus ein Projekt, welches mit tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung umgesetzt wurde. Der Spielplatz steht sowohl dem Kindergarten als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Im Anschluss hat der Gemeinderat einen Kredit für die Umgestaltung des Spielplatzes im Aarefeld bewilligt.

Dort fuhren im Juni 2021 die Bagger auf. Wie schon im Flühli half die Bevölkerung aktiv bei den Bauarbeiten mit – vor allem auch unzählige Kinder. Der Aareleist hat viel zum guten Gelingen und zur Attraktivitätssteigerung des Spielplatzes beigetragen. Damit zeigte sich, dass in partizipativen Prozessen sehr viel Dynamik und Freude entsteht. Die Akzeptanz der Bevölkerung ist zudem ungleich höher, wenn die Menschen miteinbezogen sind und bei der Ausführung mithelfen können.
Neben den Projekten der Gemeinde entstanden zudem im Umfeld der Alterssiedlungen Solina und Glockenthal attraktive Spielbereiche. Beim Solina an der Ziegeleistrasse wurde eine Anlage realisiert, die nicht nur Kinderherzen höherschlagen lässt. Der Begegnungs- und Bewegungspark für vier Generationen ist einzigartig und macht Spass für die ganze Familie. Die Gemeinde hat sich mit einem namhaften Betrag an den Kosten bei beiden Anlagen beteiligt. Steffisburg ist stolz auf sein aktuelles Spielplatzangebot für Kinder und betont damit die gelebte Familienfreundlichkeit.


Drei Fragen an

Jürg Marti, amtierender Gemeindepräsident bis Ende Jahr und Reto Jakob, neuer Gemeindepräsident von Steffisburg ab 2022.

Was nehmen Sie aus Ihrer Amtszeit mit?
«Ich nehme verschiedene Eindrücke mit: Von der Ortsplanungsrevision bis zu Personalaufgaben – es gab für uns alle sehr viele, facettenreiche Dinge zu tun. Ich werde einen vollen Rucksack an Erfahrungen mitnehmen können. Doch auch die Vielseitigkeit in dieser spannenden, verantwortungsvollen Aufgabe werden mir sicher in Erinnerung bleiben. Zudem gehören die vielen Persönlichkeiten, die sich für das Wohl des Dorfs einsetzen unbestritten zu den Glanzlichtern in meinem prägenden Lebensabschnitt.»

Woran werden Ihr Nachfolger und die Gemeinde Steffisburg vorrangig arbeiten?
«Im Gemeindepräsidium durfte ich Schwerpunkte einbringen und mitgestalten. Ich hoffe, dass dies für Reto Jakob ebenfalls möglich ist. Es gibt weiterhin viel zu tun und Projekte fortzusetzen. So neigt sich die Ortsplanung ihrem Ende zu. Wobei es hier noch Vorhaben umzusetzen gilt. Daneben heisst es immer dranbleiben: sowohl im Tagesgeschäft, als auch in der Führung oder bei Personalfragen.»

Wo sehen Sie Steffisburg in 50 Jahren?
«In meiner Vision für Steffisburg sehe ich ein Dorf mit Menschen, die Rücksicht und Respekt für- und untereinander leben und pflegen. Ich wünsche mir viel Solidarität. Die Frage, die sich dazu alle stellen dürfen lautet: Welchen Beitrag kann ich für die Gemeinschaft persönlich erbringen, ohne auf Wesentliches verzichten zu müssen – bekanntlich liegt hier das grösste Potential!»

Wie erleben Sie die Zeit nach Ihrer Wahl?
«Zwar bin ich gewählt, doch trage ich im Moment noch keine Verantwortung, was sich entspannt anfühlt. Zudem erlebe ich viel Wohlwollen: es wird gratuliert und man wünscht mir alles Gute für die Amtszeit ab 1. Januar 2022. Mit Jürg Marti stehe ich in gutem Austausch und gemeinsam gestalten wir die Übergabe. An den Gemeinderatssitzungen darf ich schon jetzt dabei sein. Als Schulleiter arbeite ich bis Ende Jahr.»

Worauf setzen Sie den Fokus und Ihre Schwerpunkte?
«Im Grunde laufen viele Projekte schon und ich komme im neuen Jahr dazu und helfe mitsteuern. Dafür muss ich aber zuerst einen Überblick haben. Jürg Marti übergibt und erklärt mir nun die Geschäfte. Unsere Zusammenarbeit ist sehr angenehm. Das Renovieren der Schulgebäude wird sicher zentral – auch mit herausfordernder Finanzierung. Doch darf eine Gemeinde nicht nur von den Finanzen her gesteuert werden. Zudem stossen wir an unsere Grenzen in Sachen Wachstum – also da eher bremsen. Ich will Steffisburg attraktiv halten mit einem starken Dorfcharakter und viel Verbindendem.»

Wo sehen Sie Steffisburg in 50 Jahren?
«Es wäre schön, auch dann noch ein Steffisburg zu haben, das auf ein Dorfleben ohne Abund Ausgrenzung gründet. Als Verwaltung stehen rund 170 Mitarbeitende dafür ein: damit sich Steffisburgerinnen und Steffisburger in ihrem Dorf wohlfühlen und gut zusammenleben können.»
Barbara Marty

 


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