Gute Lebensqualität und effiziente Mobilität

  16.11.2023 Reportagen

Uttigen liegt an der Aare, sieben Kilometer nordwestlich von Thun und ungefähr 23 Kilometer südöstlich von Bern. Die gute Wohnund Verkehrslage ist für die Uttiger:innen ebenso wichtig wie die Nähe zur Natur. Im Gespräch mit Gemeindepräsident Beat Fischer.

Wer in Uttigen wohnt, pendelt bekanntlich häufig. Im gleichen Ort schlafen und arbeiten, das war gestern einmal. Heute verschieben sich sehr viele Erwerbstätige in eine andere Gemeinde, um zu arbeiten. Als Schlafgemeinde gelten Orte, deren Einwohner:innen frühmorgens zur Arbeit wegfahren und erst abends zum Schlafen wieder zurückkehren. In Uttigen wehrt man sich gegen das Bild, eine reine Schlafgemeinde für Pendler zu sein. Und das ist man auch nicht: Gemäss Auswertung im 2023 von «watson.ch» arbeiten 16 Prozent der Erwerbstätigen aus Uttigen in Uttigen. Die meisten erwerbstätigen Uttiger:innen pendeln nach Bern – es sind 24 Prozent. Es gibt eine gute Infrastruktur, die den Ort für Familien und Berufstätige attraktiv macht, belebt und nicht einschlafen lässt.

Zentral ist die S-Bahn-Station mit Zügen im Halbstundentakt nach Bern und Thun. «Sie wird durch die SBB momentan komplett behindertengerecht umgebaut», berichtet Gemeindepräsident Beat Fischer. Im Weiteren erwähnt er: den Volg-Laden mit frischen Backwaren aus der Region und einer Käsetheke, den Direktverkauf von Landwirten sowie den Genussschrank, wo es regionale Produkte auf Knopfdruck gibt. Nahe gelegene Einkaufszentren befinden sich in Uetendorf, Heimberg und Thun. Das Restaurant Sagi sorgt für gutbürgerliche Küche und das «Uttige-Pub» ist Treffpunkt für Jung und Alt. Die Primarschule Uttigen umfasst drei Kindergartenklassen und sieben Primarklassen der Unterstufe.
«Die Schulanlage haben wir vor kurzem energetisch saniert und an der Mehrzweckhalle einen Anbau errichtet, um die notwendigen Räume für die Tagesschule bereitzustellen», informiert der Gemeindepräsident und Architekt. Und weiter: «Ab der 7. Klasse der Oberstufe stehen wir in Schulkooperation mit Uetendorf.» Eine Besonderheit ist auch die Vielfalt in der Bevölkerung. «Hier leben sowohl Ur-Uttiger:innen, die tief in der Geschichte des Ortes verwurzelt sind, als auch Neuzugezogene, die die Nähe zu Thun und Bern sehr schätzen», sagt Fischer. Häufige Familiennamen sind: Schwendimann, Baur und Maurer. In der Tendenz sind es «wohl an die 80 Prozent Eigentümer:innen – der Wohnraum ist attraktiv und erschwinglich», weiss der seit 26 Jahren in Uttigen ansässige Gemeindepräsident und Familienvater.

«Uttige fägt»
Die Stimmung in Uttigen ist entspannt und gelassen – ein angenehmer Ort zum Leben. ‹Uttige fägt› passt daher als Leitspruch», meint Beat Fischer. Er ist seit 2020 im Amt als Gemeindepräsident und erlebt Uttigen als «gute Wohngemeinde, ideal für Familien und attraktiv für Berufstätige mit schönen Naherholungsgebieten direkt vor der Haustür.» Er leitete während acht Jahren das Ressort Bau im Gemeinderat. Zuvor engagierte er sich acht Jahre in der Baukommission. Sein Beruf als Architekt verbindet ihn mit dem Bauwesen: «Seit gut einem Jahr bin ich pensioniert und schaffe noch 50 Prozent in meiner «alten» Firma.»

Die Gemeinde liegt 23 Kilometer von Bern und sieben Kilometer von der Thuner Innenstadt entfernt. Durch die S-Bahn-Verkehrsverbindung ist man im Halbstundentakt an beiden Orten. Die Verkehrsverbindung ist auch mit dem Auto ausgezeichnet. «Ich bin via Uetendorf-Allmend in einer Viertelstunde in einem Thuner Parking», so Fischer. Reisende und Pendler gelangen so rasch und bequem in die Stadt und geniessen zugleich die Vorteile des Dorflebens. Die Nähe zur Natur ist ein weiteres Plus: die Aare und der Wald sind zu Fuss nur einen Steinwurf entfernt. Und zahlreiche Erholungsgebiete locken auch Kinder zum Spielen und Entdecken.

Der Dorfname stammt aus dem Keltischen und bedeutet «fruchtbarer Boden». Erstmals dokumentiert wurde der Name «Utingun» in einer Urkunde aus dem Jahr 894. Es gab zudem eine Zeit, als die Bewohner:innen der spätrömischen Burg auf der Stadtmur, von der es heute nur noch kleine Überreste gibt, die Region beherrschten. Obschon lange zum Amt Seftigen zugehörig, orientierte man sich mit Schule, Beruf und Kultur immer stark nach Thun. Seit 2010 gehört die Gemeinde politisch zum Verwaltungskreis Thun und seit 2014 hat die Nachbargemeinde Kienersrüti mit Uttigen fusioniert. So wuchs Uttigen um 45 Einwohner:innen. Nach dem Brand der Kirche im 1536 hat man sich der Kirchgemeinde Kirchdorf angeschlossen. Die Lage an der Aare war ein Flössergebiet. Ruder und Stachel im Gemeindewappen zeugen noch heute davon.

Die Landwirtschaft spielt seit jeher eine gewichtige Rolle – insgesamt bearbeiten aktuell zehn landwirtschaftliche Betriebe die fruchtbaren Böden. Das Gewerbe ist vielfältig und bewusst in kleinerem Rahmen vertreten. Es reicht von Carrosserie Spengler, Sanitär/Heizung, Malerei, Gärtnerei, Metallbau bis hin zu einer Kaffeerösterei.

Zum Dorf Sorge tragen
Das alte Schulhaus auf dem Bühl wird momentan als neuen Sitz für die Gemeindeverwaltung in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege aufwändig umgebaut und saniert. Fischer freut sich schon: «Zur Einweihung wollen wir dann nächstes Jahr mit allen ein sommerliches Fest abhalten.» In Sachen Bauland stellt er fest: «Es existieren noch wenige unverbaute Flächen, die für die Verdichtung und den Bau von Mehrfamilienhäusern genutzt werden könnten.» Doch taxiert er die aktuelle Bautätigkeit als «mässig und eher abnehmend.» In den letzten Jahren wurden Überbauungen mit einem Mix aus Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern realisiert.
Ein herausragendes Merkmal ist das enorm hohe örtliche Grundwasservorkommen, welches in zwei grossen Fassungen Trinkwasser für die beiden Städte Bern und Thun liefert – eine Fassung davon ist auf Uttiger Boden. Uttigen bezieht jedoch sein Wasser von der Blattenheid Quelle. Im oberen Aaretal strebt man eine ausgewogene Entwicklung an, ohne zur Schlafgemeinde zu werden. Fördern und Pflegen von Gemeinschaftssinn und Vereinsleben stehen dazu im Zentrum. Beat Fischer formuliert es so: «Uttigen soll lebenswert und attraktiv bleiben, stolz auf seine Wurzeln, aber auch offen für die Zukunft.» Barbara Marty


Zahlen und Fakten
Gemeinde: 3628 Uttigen
Einwohner: 2183
Fläche: 381 ha
Wald: 125 ha
Höchster Punkt: 606 Meter über Meer
Steuerfuss: 1.63
www.uttigen.ch


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