Auf gutem Grund ins neue Gartenjahr
02.03.2023 ReportagenAb Mitte Februar spriessen Schneeglöckchen, Krokus und Co., und es kann wieder gegärtnert werden: Zurückschneiden, Boden bearbeiten und pflanzen. Ein Exkurs in den kommenden Wachstumszyklus mit ein paar Anregungen zum achtsamen Umgang mit unserem Boden.
Zum Start der Gartensaison gibt es sehr viel zu tun. Jetzt gilt es, die Grundlagen für einen Garten zu schaffen, in dem prachtvolle Pflanzen gedeihen und sich Mensch und Tier wohl fühlen. Dazu ist ein gesunder Boden das A und O. Er ist die Basis für gesunde Pflanzen, gesunde Tiere und gesunde Nahrungsmittel. Zudem bildet er die Grundlage unseres Lebens, speichert Humus und Nährstoffe, filtert Wasser und baut Pflanzenreste ab. Deshalb tragen achtsame Gärtner:innen zum Boden Sorge: Das schonende Bearbeiten und Pflegen wirkt sich positiv aus, sodass der Boden für die nächsten Generationen zumindest ebenso fruchtbar ist.
Sobald der Boden nach dem Ende der Frostnächte von seinem Schutz aus Mulch und Laub befreit ist, kann es mit der Bearbeitung losgehen. Nur stark verdichteter Boden profitiert von einer intensiveren Bodenbearbeitung. Beim Umgraben wird das Bodenleben tatsächlich auf den Kopf gestellt. Das Edaphon (= Bodenlebewesen) muss sich nach einem solchen Eingriff komplett neu sortieren. Oberflächliches Hacken oder der Einsatz eines Rollkultivators im zeitigen Frühjahr belüftet den Boden und unterbricht die Kapillaren, wodurch das Wasser für die Pflanzen besser verfügbar ist. Wird ab späterem Frühjahr, wenn der Boden erwärmt ist, gemulcht, kann im Saisonverlauf auf weitere Bodenbearbeitungsmassnahmen verzichtet werden.
Mulchen spart Arbeit und Wasser
Eine Bodenabdeckung mit Pflanzenmaterial, auch Flächenkompostierung oder Mulchen genannt, hat viele Vorteile: ein gut gefüttertes, reiches Bodenleben sorgt für fruchtbare Böden. Die Erträge steigen. Die Sonneneinstrahlung dringt in den warmen Monaten nur abgemildert zum Boden vor. Dadurch trocknet er langsamer ab. Je nach Boden und verwendetem Mulchmaterial kann bis zu 50 Prozent Giesswasser eingespart werden. Auch vor Erosionsvorgängen, Verwitterung durch Wind oder Starkregen ist ein gemulchter Boden gut geschützt. Wird es kühler, hält die Abdeckung den Boden warm. Die Anbauperiode wird um einige Wochen verlängert. Spontanvegetation wird zudem eingedämmt. Mulchen ist ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz. Es entsteht eine wachsende Dauerhumusschicht, in der grosse Mengen aus der Luft gebundener Kohlenstoff gespeichert werden. Schliesslich erspart es viel Arbeit. Der Boden wird im Frühjahr oberflächlich aufgelockert und nach dem Erwärmen gemulcht. Danach kann man sich entspannt anderen Gartenaufgaben zuwenden.
Als Mulchmaterial kommt alles in Frage, was im Garten anfällt. Etwa: Wiesen-Mahdgut, Rasenschnitt, Beikräuter, Laub und Stroh. Bei Wildkräutern und Mahdgut ist darauf zu achten, dass sie zum Zeitpunkt des Mulchens keine reifen Samenstände tragen. Laub ist gerade im Herbst ein tolles Material, um abgeerntete Beete in eine schützende Hülle zu betten. Laub, das viel Gerbsäure enthält und nur langsam verrottet, Eichen- oder Walnusslaub zum Beispiel, sollte nur in kleinen Mengen beigemischt werden. Besser ist es, das Laub dieser Gehölze extra zu kompostieren und mit dem daraus entstandenen reifen Kompost Moorbeetpflanzen, wie zum Beispiel Heidelbeeren, zu bewirten.
Wird Stroh zum Mulchen verwendet, ist es wichtig, zusätzlich mit verdünnter Brennnesseljauche zu düngen. Denn das Zersetzen des Strohs verbraucht viel Stickstoff, der dem Boden durch die Jauchegaben wieder zugeführt wird.
Verzicht auf Chemie
Jede Anwendung von Pestiziden oder mineralischen Düngemitteln wirkt sich negativ auf den Boden und die Lebewesen darin aus. Vorbeugender, biologischer Pflanzenschutz macht den Einsatz von Chemikalien im Garten überflüssig. Ackerschachtelhalmbrühe oder Knoblauchtee stärken das pflanzliche «Immunsystem». Oft lohnt es sich abzuwarten. Mit etwas Geduld finden sich Gegenspieler (Nützlinge) zu Schädlingen von selber ein.
Denkt man wahrhaftig an die zukünftigen Generationen, gibt es beim Düngemittel nur eine Wahl, nämlich organische Düngemittel. Schlicht und ergreifend, weil sie für eine langanhaltende Düngewirkung sorgen, die Bodenfruchtbarkeit verbessern und Humus aufbauen, sowie das Wasserhaltevermögen des Bodens steigern. Zudem ernähren sie die Bodenorganismen und enthalten neben den Hauptnährstoffen viele Vitamine, Spurenelemente und Wirkstoffe, die besonders pflanzenverträglich sind. Die gängigen sind etwa: Hornspäne/ Hornmehl, Kompost, Kuh- und Pferdedung, Brennnesseljauche, Stroh, Schafwolle und Gründüngung.
Nie überdüngt mit Gründüngung
Gründüngungspflanzen durchwurzeln den Boden und lockern ihn dadurch. Der Boden wird beschattet und vor Erosion, zum Beispiel Verschlämmung, geschützt. Der Aufwuchs unerwünschter Spontanvegetation wird eingedämmt. Bei Nitratmangel helfen Luftstickstoffbindende Schmetterlingsblütler (z.B. Lupine oder Wicke), indem sie mittels an ihren Wurzeln anhaftenden Knöllchenbakterien den Boden mit Stickstoff anreichern. Die Pflanzen werden nach der Ernte der Hauptkultur gesät und vor der Samenreife in den Boden eingearbeitet. Die wertvolle Humusschicht wächst. In lockerem, humosem Boden kann Wasser besser gespeichert werden. Nüsslisalat, Buchweizen, Gelbsenf und Phacelia sind typische Gründungspflanzen im Gemüsegarten, aber auch Ringelblumen und Tagetes.
Barbara Marty
7 Tipps für gesunden Boden
– Erde nicht offen liegen lassen
– Mulchen (z.B. mit Rasenschnitt)
– Regenwürmer füttern mit Heu, Gras, Blätter
– Häckselgut für Blumenbeete
– Anwenden von Komposterde
– Gründüngung für den Winter
– Möglichst wenig umgraben