Beim Frauenteam Thun Berner-Oberland stirbt die Hoffnung zuletzt

  30.01.2025 Sport-Reportagen

Sie sind nicht erfolgsverwöhnt, müssen immer wieder Niederlagen einstecken, doch der Zusammenhalt und die Stimmung im Team sind unverändert gut. Auch im Trainingslager in der Türkei, an dem 23 Spielerinnen teilnahmen, arbeitete die Equipe von Cheftrainer Charly Grütter nicht nur seriös, leidenschaftlich und mit vollem Einsatz, sondern legte der Staff auch grossen Wert darauf, die Freizeit sinnvoll zu gestalten. Ein Ausflug und eine Shopping-Tour der ganzen Delegation standen ebenso auf dem ausgewogenen Programm wie das tägliche Training.

Ein Blick auf die Tabelle der Axa Women’s Super League verrät es: Das Frauenteam Thun Berner-Oberland liegt (noch) auf dem letzten Tabellenplatz. Mit zwei Unentschieden gegen die Frauen des FC Luzern (1:1) und des FC Rapperswil-Jona (2:2) holten die Thunerinnen in der Vorrunde lediglich zwei Punkte und mussten sich in zwölf Partien zehnmal geschlagen geben.

Gedanken an letzte Saison
Charly Grütter ist denn auch Realist, er weiss, dass der Ligaerhalt allein über einen erfolgreichen Weg in der Abstiegsrunde führen kann. «Die ersten Begegnungen der Rückrunde gegen den FC Basel 1893, Servette FC Chênois Féminin, und die YB Frauen zählen für uns noch zur Vorbereitung», sagt Grütter, «richtig los geht es nach diesen drei Partien.»

Mit dem Blick zurück in die vergangene Saison sollte sich jedoch auch beim Coach der Realismus in gedämpften Optimismus verwandeln. Vor Jahresfrist, damals noch mit Roland Getzmann an der Seitenlinie, gewannen die Thunerinnen in der Abstiegsrunde gegen Rapperswil, Sion und Wil sämtliche sechs Spiele und schafften souverän den Ligaerhalt. Dies muss auch in der laufenden Saison das erklärte Ziel der Thunerinnen sein. Gelingt es in der regulären Meisterschaft nicht, noch den FC Luzern (8 Punkte) und Rapperswil-Jona (4 Punkte) zu überflügeln, werden die Thunerinnen im Kampf gegen die Relegation voraussichtlich auf die beiden stärksten Nationalliga-B-Teams, FC Yverdon Fèminin und Etoile Carouge, sowie Rapperswil oder Luzern treffen. «Im letzten Jahr gelang der Beginn der Abstiegspoule optimal, Ähnliches muss uns im Frühling gelingen, wenn es ernst gilt», so der Trainer.

Verschiedene Systeme
In der taktischen Gestaltung, an der auch im Trainingslager in der Türkei intensiv gearbeitet wurde, hat Grütter verschiedene Systeme im Köcher. Doch nicht nur taktische Arbeit stand im Trainingslager auf dem Programm, grossen Wert legte der Trainer ebenso auf die Fitness der Spielerinnen, die verbessert wurde.
Charly Grütter kann man durchaus als Urgestein im Schweizer Frauenfussball bezeichnen. Er betreute und coachte unter anderem bereits die YB Frauen und die Frauen des FC Aarau und war beim Schweizerischen Fussballverband in verschiedenen Funktionen tätig. Er ist sich bewusst, dass kleine Details über Erfolg und Misserfolg entscheiden und ist deshalb auch froh, wenn es zwischendurch zur Stärkung des Selbstvertrauens einen Sieg zu bejubeln gibt, wie jüngst im Testspiel gegen den Nationalliga-B-Ligisten FC Solothurn (4:2). «Ich empfinde für unser Team grosse Bewunderung, denn ich betrachte es keineswegs als selbstverständlich, dass die Stimmung und der Zusammenhalt so gut sind, obwohl die Mehrzahl der Spiele verloren gehen. Die Frauen sind sehr diszipliniert, fleissig, in jedem Training mit ganzem Herzen dabei, obwohl wir erst um 19 Uhr beginnen können und die Frauen bis kurz vorher arbeiten und oft erst nach 22 Uhr zuhause sind.» Seit der Rückkehr aus der Türkei wird wieder viermal wöchentlich trainiert.

Trotz der prekären Ausgangslage stirbt auch beim realistischen Coach die Hoffnung zuletzt. «In unserem Team steckt viel Talent. Wir haben in unseren Reihen einige Spielerinnen, die bei YB den Sprung nicht ganz schafften und solche, die dem U17-Nationalteam angehörten, wir müssen schauen, dass sie ihr Talent unbedingt jetzt auch auf dem Feld umsetzen können.»
Pierre Benoit


Rot-Schwarz Teil des FC Thun Berner-Oberland

Die Frauen des FC Rot-Schwarz werden ab der Saison 2025/26 in den FC Thun Berner-Oberland integriert. Der Aufstiegsaspirant hat vor kurzer Zeit nach der Verpflichtung eines weiteren Grossaktionärs bekanntgegeben, dass er in Zukunft noch mehr in den Nachwuchs und in die Frauen investieren will. Ein erster Schritt dazu ist der Einbau der Frauen des FC Rot-Schwarz, die derzeit gegen den Abstieg aus der Women’s Super League kämpfen. «Die entsprechenden Verträge sind unterzeichnet», bestätigt Patricia Greber, die Kommunikationschefin des FC Thun Berner-Oberland.

 


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