Der bienenfreundliche Garten

  03.08.2023 Reportagen

Bienen und überhaupt: Insekten sind für Ökosysteme und Menschen lebenswichtig. Sie sichern schliesslich unsere Ernährung. Weil Sommerzeit auch Gartenzeit ist, sind hier zudem ein paar Tipps für den bienen- und insektenfreundlichen Garten.

Mittlerweile wissen alle, wie wichtig Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten sind. Gartenbesitzer:innen übernehmen mit dem bienenfreundlichen Gärtnern eine wesentliche und verantwortungsvolle Aufgabe: Mit ihren Flächen können sie nämlich für die Umwelt und die Biodiversität viel Gutes tun. Vor allem, wenn sie den Garten anziehend gestalten, etwa mit heimischen Blühpflanzen, den Rasen auch einmal höher wachsen lassen und: keine Pestizide einsetzen! Es ist doch ein vielgehegter Wunsch, so ein prachtvoller Garten, der farbenfroh gedeiht und vielseitigen Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere bietet: Eine Art Naturgarten.

Wer einen Garten pflegt, hat diverse Möglichkeiten, die Flächen bienenfreundlich zu gestalten. Zum Beispiel mit einer Blumenwiese, statt einem grünen Rasen, hiesigen Sträuchern, Blumenbeeten mit einheimischen Blütenmischungen, die den Bienen das ganze Jahr Nahrung in Form von Pollen und Nektar bieten. Darüber freuen sich neben den Bienen auch die Schmetterlinge, die Käfer und viele andere nützliche Insekten. Denn ohne ihre Feinarbeit wäre vieles nicht so, wie es ist: So helfen Insekten zum Beispiel mit, Naturkreisläufe aufrechtzuhalten, Früchte reifen zu lassen, organische Stoffe wiederzuverwerten und Böden anzureichern. Zudem ist für das menschliche Auge eine vielfarbig blühende Wiese eine Wohltat. Doch lieber Rasen? So wäre es ideal, einen Streifen Wiesenblumen anzusäen – und diesen Blühstreifen maximal ein- bis zweimal jährlich zu mähen.

Ökologische Infrastruktur
Laut BirdLife Schweiz verzeichnet auch die Schweiz einen Rückgang der Biomasse der Fluginsekten in den letzten 35 Jahren von über 75 Prozent. Das heisst, dreiviertel aller Fluginsekten ist heute verschwunden, und das weltweit. Wenn man sich nur etwa 20 Jahre zurückerinnert: Wie damals die Windschutzscheibe des Autos im Sommer bereits nach einer kurzen Autofahrt ausgesehen hat, wird das Ausmass vielleicht noch etwas augenfälliger. Auch der Blick ins hohe Gras ist heutzutage ein anderer: selten, dass man da etwa auch nur eine Heuschrecke sieht. Der Insektenschwund ist ein grosser Verlust für viele Kleintiere, und Vögel, Amphibien und Fledermäusen fehlt es an Futter.

Die Gründe für das Insektensterben sind vielfältig. Monokulturen, Pestizide und andere Giftstoffe, Versiegelung der Böden und fehlende Blumenwiesen sind einige davon. Neben der intensiven Bewirtschaftung von Feldern und Wiesen mit einem hohen Einsatz an Pestiziden mangelt es im Kulturland auch an Strukturen, wie: Brachen, Blumenwiesen oder Ackerrandstreifen, Hecken und Feldgehölzen mit blütenreichen Säumen, usw. Ihr Fehlen führt dazu, dass nur noch wenige Insektenarten genügend Nahrung finden und sich erfolgreich reproduzieren. Insektenfeindliche Mähmethoden, das Mähen sämtlicher Flächen auf einmal oder zur falschen Zeit, sowie der Abtransport mit Siloballen tragen zusätzlich zum Rückgang bei. Eine umfassende Übersicht zu den Ursachen des Insektensterbens gibt es in einem Bafu-Bericht aus dem Jahr 2019.

Lichte und alte Wälder
Im Wald fehlt es an artenreichen Zerfallsphasen und lichte Wälder sind selten. Doch wären gerade sie begehrter Lebensraum für Insekten. Im stark beschattenden gleichförmigen Wirtschafts-Hochwald hat es wenig Licht, weniger Krautschicht und daher auch weniger Insekten. Im Siedlungsraum schliesslich werden zu viele Böden versiegelt. Gärten enthalten weitgehend exotische Pflanzen, auf denen nur wenige Insektenarten leben können. Ausserdem verbrennen an vielen Lampen Insekten während der Nacht oder sie fliegen bis zur Erschöpfung. Es sollten ausschliesslich insektenverträglichere Lampen verwendet werden. Zudem sollte Licht nur dort brennen, wo es gebraucht wird und wann es gebraucht wird – also etwa mit einem Bewegungsmelder ausgestattet. Auf der Website von BirdLife gibt es zum naturfreundlichen Beleuchten von Haus, Hof und Garten nützliche Informationen.

Einheimische Blütenpflanzen
Wer keinen Garten hat, lässt seinen Balkon oder sein Fensterbrett erblühen, oder nimmt Einfluss beim Bepflanzen öffentlicher Grundstücke, wie: Schulanlagen, Bachufer oder Strassenränder. Oft braucht es nicht viel. Auch im Siedlungsraum können wertvolle Blumen oder Sträucher rasch gedeihen. Flachdächer bieten ausserdem ein grosses, häufig ungenutztes Potential, und das Begrünen von Dächern lässt wahre Blütenparadiese entstehen. Wer etwas für Bienen, Schmetterlinge und Co. tun möchte, setzt grösstenteils auf heimische Blühpflanzen. Um schliesslich Garten oder Balkon noch anziehender zu gestalten, achtet man ebenso auf die unterschiedlichen Blühzeiten. Denn: Unsere Insekten schätzen ein «ganzjähriges» Blühangebot sehr – von den Frühblühenden wie Kornelkirsche bis zu den Spätblühenden wie Fetthenne oder Topinambur.

Natur rund ums Haus

Zum Festhalten: Wichtig sind Mischkulturen. Je diverser die Flora, umso artenreicher die Insekten. Ausserdem sollte man auf Hecken mit blühenden Gehölzen setzen – wie Weissdorn, Schneeball, Schlehe, Holunder, Wildrosen, Kartoffelrosen, Sanddorn, Faulbaum und viele andere. Sie bieten Kleingetier und Insekten Schutz und Futter und verbessern das Mikroklima. Teiche sind Lebensraum für Libellen und Wasserinsekten sowie für Lurche. Zuoberst steht aber der Verzicht auf Gifte aller Art. Schliesslich sind Insektenhotels Nisthilfen für Wildbienen und Solitärwespen: einfach zu bauen und können an geeigneten Stellen im Garten aufgehängt werden. Totholz und offene, sandige Bodenstellen bieten Nistplätze für Insekten, zum Beispiel für Wildbienen. Jeder kann in kleinem Rahmen vor der eigenen Haustür etwas für die Biodiversität und die Artenvielfalt beitragen.

Barbara Marty

Weitere Informationen

www.birdlife.ch www.bee-careful.com


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