«Die EURO ist eine Riesenchance für den Schweizer Frauenfussball»

  21.11.2024 Sport-Reportagen

Nicht nur der Frauenfussball, sondern auch die Schweiz und die Städte Thun und Bern werden von der EURO 2025 profitieren. Dieser Grossanlass, der zwischen dem 2. und 27. Juli im kommenden Jahr die besten Frauen-Nationalteams Europas vereint, wird im ohnehin bereits seit Jahren immer mehr Beachtung findenden Frauenfussball einen weiteren Boom auslösen. Dies bestätigt auch Martina Moser, die 129-fache Nationalspielerin, deren schillernde Karriere einst beim FC Rot-Schwarz Thun begann.

Bereits am Eröffnungstag, am 2. Juli 2025, wird eine Begegnung in der Stockhorn Arena stattfinden, zwei weitere Partien in Thun stehen am 7. und 10. Juli auf dem Programm, wobei derzeit noch offen ist, welche Teams im Berner Oberland gastieren werden, da die UEFA den definitiven Spielplan erst am 16. Dezember bekanntgeben wird.
«Messen sich die besten Teams Europas, ist dies eine Riesenbühne und bedeutet für jede teilnehmende Spielerin einen Höhepunkt in ihrer Karriere», sagt Martina Moser, die es wissen muss, nahm sie doch für die Schweiz sowohl an der WM 2015 in Kanada (mit einem Tor gegen Ecuador) als auch an der EURO 2017 in Holland teil.

Zwischenzeitlich Rekordnationalspielerin

Nach ihrem Einstand im Nationalteam am 20. August 2005, als sie in Koszalin beim 3:0-Erfolg gegen Polen gleich einen Treffer beisteuerte und noch Spielerinnen wie Monica di Fonzo und Prisca Steinegger im Team standen, avancierte sie zum Dauerbrenner und reihte in der Folge Rekord an Rekord. Am 6. März 2013 überholte sie in ihrem 79. Länderspiel die bisherige Rekordhalterin Marisa Brunner. Rekordnationalspielerin blieb sie bis 5. April 2018, als sie im WM-Qualifikationsspiel gegen Schottland (1:0) von Lara Dickenmann abgelöst wurde. Am Algarve-Cup in Portugal bestritt Moser zusammen mit Caroline Abbé in der gleichen Begegnung als erste Schweizerin das 100. Länderspiel und auch heute noch ist sie auf der Rekordliste hinter der Thunerin Ana-Maria Crnogorcevic, Ramona Bachmann und Lara Dickenmann die Nummer 4 der ewigen Rangliste, im Ranking der Torschützinnen belegt sie Platz 5. «Die WM- und EURO-Teilnahmen waren sicher die Höhepunkte meiner Laufbahn, doch auch die Jahre bei Freiburg, Wolfsburg und Hoffenheim in der 1. Bundesliga waren grossartig», so Martina Moser. Das derzeitige Nationalteam sieht sie «nach einer schwierigen Phase wieder positiv. Es gibt viele junge Spielerinnen mit grossem Potenzial. Die Frage wird sein, wer nach den möglichen baldigen Rücktritten der Leaderinnen Lia Wälti, Ana-Maria Crnogorcevic und Ramona Bachmann bereit ist, in diese Leaderrollen zu schlüpfen.»

Botschafterin am Standort Thun

Der lokale Organisator, der Schweizerische Fussballverband, will die Erfahrung Martina Mosers nutzen und hat sie bereits als EURO-Botschafterin am Standort Thun verpflichtet und wird auch in Zürich auf Mosers Unterstützung zählen, in welcher Funktion ist derzeit noch offen. «Thun ist ein idealer Austragungsort für diese EURO», sagt Martina Moser und setzt zu einem richtigen Werbesport für die Stadt am Tor zum Berner Oberland an. «Nicht allein der Sport und der Fussball, auch die Sportlerinnen und die Mitglieder der Delegationen werden vom Aufenthalt in Thun profitieren. Weil es hier so schön ist, mit der Altstadt, dem Schloss, dem See, den nahen Bergen. Sport und Tourismus sind perfekt kombinierbar – viele EURO-Besucher werden beeindruckt sein und vielleicht später wieder einmal zurückkehren.» Obwohl sie seit ihrer fussballerischen Rückkehr in die Schweiz in der Nähe von Zürich wohnt und dort neben ihrem Engagement für Athletes Network, wo sie sich um die Clubund Verbandspartnerschaften kümmert und das Netzwerk bei den Roadshows den Athletinnen und Athleten präsentiert, auch auf der Gemeinde Geroldswil in der Abteilung Präsidiales arbeitet, hat sie den Kontakt mit der Heimat nicht verloren. Mit dem Emmental, wo sie aufgewachsen ist und der Stadt Thun, wo sie ihre fussballerische Laufbahn startete, ist sie immer noch eng verbunden. «Ich halte mich gerne hier auf und besuche so oft wie möglich meine Familie oder mein Gottemeitschi, das in Thun wohnt.» Der Terminplan von Martina Moser ist wahrlich dicht besetzt, ist sie doch seit über einem Jahr auch beim SRF als Fussball-Expertin aktiv, als erste Frau auch bei Männerspielen, was deshalb logisch ist, weil sie ihre beiden Brüder, Adrian und Thomas zum Fussball brachten und sie deshalb auch den Männerfussball von Kindsbeinen an eng verfolgte. Adrian wurde später Profi, unter anderem beim FC Thun Berner Oberland in der Super League. Ebenso als jahrelange Mitarbeiterin im Teammanagement des Fanionteams des FC Zürich blieb sie dem Spitzenfussball der Männer verbunden, all dieses Wissen kommt ihr nun als SRF-Expertin zugute. «Dieser Job macht riesigen Spass und ist für mich eine grosse Chance, zu zeigen, dass auch Frauen etwas vom Männerfussball verstehen», sagt Martina Moser, «die Rückmeldungen sind bisher durchwegs positiv.» Vor zwei Jahren ist sie zwar vom Fussball zurückgetreten, das Spiel mit dem Ball kann sie aber doch nicht ganz lassen, frei nach dem Motto «die Katze lässt das Mausen nicht». Beim The Blues FC spielt sie Futsal und dies erfolgreich. In der vergangenen Saison wurde sie mit 28 Treffern Torschützenkönigin, im Playoff-Final gegen den Futsalclub Lion schoss sie beim 8:4-Erfolg gleich fünf Tore, einen weiteren Treffer steuerte ihre ehemalige Nationalmannschafts- und FCZ-Mitspielerin Rahel Kiwic zum Meistertitel bei.
Pierre Benoit


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