Die Kurt Schneider AG feiert das 50. offizielle Betriebsjahr

  09.11.2023 Publi-Meeting

Gegründet 1967, startete die Firma im Jahr 1973 offiziell als Zwei-Mann-Betrieb und wuchs zu einem renommierten Betrieb für Präzisionsmechanik heran. Über die Zeit hat das Unternehmen kontinuierlich in modernste Maschinentechnologien investiert; sich die Mitarbeiterentwicklung und -wertschätzung aber immer als wichtigstes Gut bewahrt.

Während die Weltausstellung Expo 1967 in Montreal, Kanada, stattfand, war die Schweiz dort mit einem beeindruckenden Pavillon vertreten. Die von Werner Gantenbein geplante Stahlkonstruktion beherbergte unter anderem eine Präsentation der für ihre Schweizer Präzision bekannte Uhrenindustrie und als besondere Attraktion konnte eine Cäsium-Atomuhr angeschaut werden. Ob dies ein gutes Omen für Kurt Schneider, den Gründer der Kurt Schneider AG, war? Im selben Jahr legte er den Grundstein für das zurzeit rund 20 Mitarbeitende zählende Unternehmen in Allmendingen, das sich auf den Prototypenbau, auf Kleinserien und Baugruppenmontagen in allen Gebieten der Präzisionsmechanik spezialisiert hat. In den Anfangsjahren hat Kurt Schneider seine Tätigkeit als Einzelunternehmer im Nebenerwerb ausgeführt. Seine Frau Erika und deren Schwester sowie Sohn Gerhard (nach der Schule) halfen ihm in der Produktion. Ohne Erika hätte er nicht angefangen, wissen seine Familienmitglieder.

Start in die Mechanik-Bravour
Am 1. April vor 50 Jahren wagte Kurt Schneider den Schritt in die komplette Selbstständigkeit. Zusammen mit seinem Berufskollegen Hermann Aegerter gründete er die Kollektivgesellschaft Schneider und Aegerter Feinmechanik. Schon bald war das Unternehmen weitherum dafür bekannt, sich intensiv mit jeder Form von Anforderungen an ein mechanisch gefertigtes Fabrikat auseinanderzusetzen und Lösungen für komplexe Aufgabenstellungen zu finden. Nach sechs Jahren gemeinsamen Schaffens entschied sich Hermann Aegerter, seinen eigenen Weg zu gehen und die Kollektivgesellschaft wurde am 17. Januar 1979 in die Einzelfirma Kurt Schneider umfirmiert. Sohn Gerhard trat 1982 in das Geschäft mit ein. «Als 21-jähriger Jungspund hatte ich damals schon meine eigene ‹Bude› gegründet, doch als ich gekommen bin, um auszuhelfen, bin ich geblieben», erzählt er frei von der Leber weg. Aus der Einzelfirma wurde dann im Jahr 1988 die Kurt Schneider AG, die heute von der zweiten Generation geführt wird; der Wechsel zur dritten Generation ist nicht mehr weit.

Nicht einfach zu ersetzen
Bohren, Fräsen, Drehen, Schleifen, Honen, Montieren und Laserbeschriften: Bei der Kurt Schneider AG werden noch alle Produktions- und Fertigungsverfahren angeboten, was bei immer weniger Betrieben dieser Art der Fall ist. Zudem wird das Tüfteln hochgehalten, womit neue Sachen ausprobieren, neue Werkzeuge entwickeln oder austesten gemeint ist. «Um die Welt der Kundschaft einfacher zu machen, braucht es keine akademische Ausbildung, aber eine gute Portion Neugier, Fantasie und Erfindungskraft», erzählt der gelernte Maschinenmechaniker Gerhard Schneider mit Weiterbildungen in den Bereichen CNC und Kursen bei der Swissmechanic. Als Beispiel nennt er den Sensor für induktives (berührungsloses) Messen, welchen die Kurt Schneider AG im Auftrag eines weltweit führenden Anbieters von Messgeräten produziert. «Dieser Sensor misst auf sechs Kommastellen genau, während die im Markt gängigen Produkte eine vergleichbare Präzision nur auf zwei Kommastellen hinbekommen», verrät Gerhard Schneider. Mit blitzenden Augen fügt er an: «Das nächste, mit dem wir einen Sprung machen wollen, ist das 3D-Drucken. Damit können Formen erzeugt werden, die man mit spanabhebenden Verfahren nicht hinbekommt.»

Maschinen sind zum Unterstützen da
Um eine solche Vielseitigkeit zu gewährleisten, braucht es einen diversifizierten Maschinenpark. «Im 1982 sind wir in die computergesteuerte Maschinentechnologie eingestiegen. Hinsichtlich eines modernen und effizienten Maschinenparks gehörten wir von Anfang an zu den Vorreitern in unserem Industriezweig – und das ist auch heute noch so», sagt der langjährige Geschäftsführer Hans-Rudolf Holzer. «Mit Kurt und Gerhard Schneider hatten wir immer Patrons, die Freude daran hatten, mit den neuesten und modernsten Maschinen zu produzieren.» Sinnierend fügt Gerhard Schneider an: «Im Durchschnitt investieren wir alle drei bis fünf Jahre in eine neue Maschine.» Gleichwohl hat sich der Präzisionsbetrieb Schneider das Handwerk als goldenen Boden bewahrt. Denn obwohl immer mehr mit KI und Elektronik gearbeitet wird, gibt es für die hier produzierten Produkte keine rein automatisierten Lösungen. «Heute stehen wir jedoch vor der Herausforderung, Leute mit der Bereitschaft zu finden, alles dafür Nötige zu lernen», merkt Hans-Rudolf Holzer an. Die spezifische Fachkompetenz müsse intern im Betrieb entwickelt werden.

«Mitarbeitende sollen sich frei entfalten und bewegen können»
Adrian Spreng ist ein Paradebeispiel für einen Mitarbeitenden, der die Entwicklungsmöglichkeiten bei der Kurt Schneider AG zu nutzen weiss. Der 40-Jährige hat seine Ausbildung zum Polymechaniker bereits im Betrieb absolviert und arbeitet seit seinem Lehrabschluss im 2003 ununterbrochen in der Firma. Auf die Frage nach dem Warum antwortet er geradeheraus: «Weil ich hier immer viele Freiräume bekommen habe und mich weiterentwickeln konnte.» Nicht zuletzt meint er damit die Unterstützung durch das Unternehmen während seines Weiterbildungslehrgangs zum Produktionsfachmann Swissmechanic, welchen er als Bester seines Jahrgangs abgeschlossen hat. Im 2020 konnte Adrian Spreng das Amt des stellvertretenden Geschäftsführers antreten. «Wer Ideen einbringen und etwas bewegen will, kann sich hier verwirklichen», zeigt Spreng sich begeistert. «Dass sich Mitarbeitende frei entfalten und bewegen können sollen, steht schon in unserem Strategiepapier», erklärt Gerhard Schneider. Kein anderer Anreiz zur Motivation könne die Möglichkeit zur Selbstbestimmung toppen, zeigt sich der Eigentümer überzeugt.

Hier zählen Mensch und Ethik
«Die Mitarbeitenden sind unser wertvollstes Gut – gerne unterstützen wir sie, wo wir können, auch privat», bringt es Hans-Rudolf Holzer auf den Punkt. Die administrative Leiterin des Unternehmens, Sarah Gurtner, ergänzt: «Nebst den ISO-bestimmten Prozessen kennen wir auch ethische, soziale und ökologische Verhaltenskodexe. Wir stellen ältere Mitarbeitende oder Berufsfremde ein und leisten Sozialarbeit, etwa mit IV-Abklärungen und Chancen für Menschen, die es auf dem Arbeitsmarkt eher schwer haben.» Seit jeher hat das Unternehmen viele Frauen angestellt und auch in den Anfangszeiten schon Feinmechanikerinnen ausgebildet. Heute ist das kein grosses Thema mehr. Aber in den 70er-Jahren war das noch ganz anders, nicht nur im Berner Oberland. «Jeder hat die gleichen Rechte, dementsprechend aber auch die gleichen Pflichten», erläutert Sarah Gurtner. Bei der Kurt Schneider AG gäbe es keine Hierarchien im klassischen Sinn – in dem Moment, in dem zusammengearbeitet wird, seien alle gleich. Somit sind auch Teilzeit oder flexibel arbeiten in diesem Unternehmen kein Problem.


Nachruf
Wir trauern um unseren visionären Gründer. Kurt Schneider ist am 1. November 2023 im Alter von 93 Jahren verstorben. Wir danken ihm für seinen Pioniergeist, welchen wir als sein Erbe weiterhin hochhalten werden in unserem Betrieb.

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote