Keine Spur von Panik beim FC Thun

  20.02.2025 Sport-Reportagen

Im letzten Jahr besass der FC Thun Berner Oberland Ende August nicht weniger als neun Punkte Vorsprung auf den FC Aarau, einer der Konkurrenten um die Rückkehr in die Super League. Mit einem Sieg am vergangenen Freitag hätten die Thuner den gegen Ende des letzten Jahres kleiner gewordenen Abstand wieder auf sieben Punkte ausbauen können, doch daraus wurde nichts.

Ein Punkt Differenz statt deren sieben – dies ist besonders ärgerlich, weil die Niederlage auf dem altehrwürdigen Brügglifeld alles andere als zwingend war. «Was ich in Aarau zu sehen bekam, war eigentlich ein typisches 0:0-Spiel», sagte Dominik Albrecht, der Sportchef der Thuner, nach dem Schlusspfiff. «Wir haben die Niederlage schnell verdaut, die Partie nach dem Match und am Samstag analysiert. In der ersten Halbzeit waren wir die bessere Mannschaft, haben die meisten Duelle gewonnen, gesamthaft gesehen war unsere Leistung in Ordnung. Leider liessen wir uns am Ende von einem rasch ausgeführten Freistoss überraschen und kassierten praktisch aus dem Nichts ein Tor. Nach der Pause waren wir nicht mehr dominant, verloren mehr Zweikämpfe als in den ersten 45 Minuten und schafften den angestrebten Ausgleich nicht.»

Die Zuversicht bleibt
Den in der vergangenen Saison in der Barrage gegen die Grasshoppers knapp und auf unglückliche Art und Weise verpassten Aufstieg wollen die Berner Oberländer in diesem Jahr nachholen. Dies war die offen erklärte Zielsetzung vor Saisonbeginn und daran hat sich nichts geändert, auch nicht nach dem Verlustgang in Aarau.
«Wir haben aktuell überhaupt keinen Anlass, Panik aufkommen zu lassen. Wir liegen nach wie vor auf Platz 1, haben am meisten Tore geschossen und am wenigsten kassiert, wir können alles sehr gut einordnen. Die Niederlage in Aarau nervt mich zwar, das ist logisch, doch ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass wir den Sprung zurück in die Super League schaffen können», sagt Sportchef Albrecht.
Albrechts Zuversicht ist durchaus verständlich. Die Tatsache, dass in gewissen Medien selbst dann Kritik ausgeübt wird, wenn der FC Thun gewinnt, nimmt er zur Kenntnis. «Die Erwartungshaltung und der Druck aus dem Umfeld des Vereins sind hoch und teilweise auch falsch. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass wir jedes Spiel gewinnen, denn die Challenge League ist sehr ausgeglichen besetzt und es gibt einige Vereine, die ähnliche Ambitionen wie wir haben und ebenfalls gerne aufsteigen würden. Doch verstehen wir in der sportlichen Leitung damit umzugehen und lassen uns nicht nervös machen», sagt Dominik Albrecht und betont weiter «ich bin von unserer Mannschaft sehr überzeugt.»

Die Breite im Kader
Am vergangenen Montag endete auch in der Schweiz die Transferperiode, mit grossen Änderungen war beim FC Thun Berner Oberland in den letzten Tagen ohnehin nicht mehr zu rechnen. Die Breite des Kaders ist neben dem hervorragenden Zusammenhalt und dem guten Geist einer der Pluspunkte im Team von Cheftrainer Mauro Lustrinelli. «Der Konkurrenzkampf ist gross, jeder will am Wochenende in der Startaufstellung und möglichst lange auf dem Platz stehen», weist Dominik Albrecht auf die Ambitionen im gesamten Kader hin. Deshalb gibt es auch keine Veranlassung, an der Trainingsgestaltung oder am Spielsystem Änderungen anzubringen. «Unter der Woche wird sehr akribisch gearbeitet», sagt Albrecht, der festgestellt hat, dass der FC Thun Berner Oberland bei Standardsituationen bereits einige Tore erzielt hat, im Defensivverhalten jedoch Verbesserungspotential besteht. «Auch in Aarau haben wir erneut nach einem Freistoss ein Tor kassiert, das wollen wir abstellen.»

Eine wichtige Phase steht bevor
Noch stehen bis zum Meisterschaftsschluss 14 Spiele bevor, sind 42 Punkte zu vergeben – die nächsten Wochen werden vorentscheidend sein, ob der FC Thun Berner Oberland den direkten Aufstieg realisieren kann oder wie im Vorjahr den Umweg über die Barrage gegen den Letzten der Super League gehen muss. Selbst ein Verpassen der ersten beiden Plätze ist noch möglich. «Auch wenn wir in Aarau gewonnen hätten, wäre noch gar nichts entschieden gewesen, in 14 Spielen kann noch vieles passieren», schätzt Dominik Albrecht die Ausgangslage vor den bevorstehenden Partien ein.» Die in der Winterpause neu zum Team gestossenen Spieler benötigen noch etwas Angewöhnungszeit, die Hoffnung, dass dies rasch gelingt, ist gross.

Kein GC-Trauma
Die Erinnerungen an die Barrage-Spiele gegen die Grasshoppers am Ende der letzten Saison sind in Thun endgültig verflogen. Zweimal wurde damals den Thunern die Nachspielzeit zum Verhängnis. Auf dem Letzigrund glichen die Zürcher nach einem Hands im Strafraum, das erst der VAR gesehen hat, in der 97. Minute per Penalty aus. In Thun lief die 91. Minute, als den Hoppers nach einem völlig unnötig verschuldeten Eckball der Siegestreffer gelang. «Das ist vorbei und vergessen, ein GC-Trauma gibt es bei uns nicht. Es sind auch viele neue Spieler dabei, die diese Barrage-Spiele nicht miterlebten», wischt Dominik Albrecht sämtliche Zweifel aus dem Weg, dass diese Horror-Erfahrung bleibende Spuren hinterlassen haben könnte.
Pierre Benoit


Dominik Albrecht wurde am 18. August 1985 in Bern geboren. Er spielte als Junior im YB-Nachwuchs und von 2006 – 2014 in der Nationalliga A Unihockey bei Floorball Köniz Bern, wo er auch als Captain amtete.

Seit März 2021 ist er Sportchef beim FC Thun Berner Oberland.


Das Restprogramm
Der FC Thun Berner Oberland hat vor der Endabrechnung noch 14 Partien vor sich.

Sonntag, 23. Februar: FC Wil (auswärts)
Freitag, 28. Februar: FC Stade Nyonnais (heim)
Sonntag, 9. März: Stade Lausanne (h)
Freitag, 14. März: Etoile Carouge FC (a)
Freitag, 28. März: Neuchâtel Xamax FC (h)
Montag, 31. März: Stade Lausanne (a)
Freitag, 4. April*: FC Schaffhausen (h)
Freitag, 11. April*: FC Stade Nyonnais (a)

Freitag, 18. April*: FC Wil (h)
Freitag, 25. April*: Neuchâtel Xamax FC (a)

Freitag, 2. Mai*: FC Aarau (h)
Freitag, 9. Mai*: FC Vaduz (a)
Freitag, 16. Mai*: AC Bellinzona (a)
Freitag, 23. Mai*: Etoile Carouge FC (h)

Die Daten der Spiele mit * sind durch die Swiss Football League noch nicht genau fixiert. Diese Partien können auch am Samstag oder Sonntag ausgetragen werden.


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