«Lerchu» ist das Bayer Leverkusen der 2. Liga regional

  25.04.2024 Sport-Reportagen

So weit hergeholt, wie möglicherweise der eine oder andere aufmerksame Leser oder eine Leserin des Thuner Amtsanzeigers meinen könnte, ist unser Titel nicht. Wie der neue deutsche Meister Bayer 04 Leverkusen eilt auch der FC Lerchenfeld derzeit in der 2. Liga regional von Sieg zu Sieg und lässt die Konkurrenz weit hinter sich. Und wie Leverkusen hat auch Lerchenfeld die Chance auf das Double. «Lerchu» steht im Berner Cup als einzig verbliebener Zweitligist im Halbfinal und hat mit einem Sieg im Final die Möglichkeit, sich für die 1. Hauptrunde des Schweizer Cups zu qualifizieren.

Noch sind in der Meisterschaft acht Partien auszutragen und werden 24 Punkte vergeben, doch zwischen Bern und Meiringen zweifelt kein Mensch mehr daran, dass der FC Lerchenfeld in die Liga zurückkehren wird, aus der er vor zwei Jahren absteigen musste. Am Wochenende bezwang «Lerchu» den ersten Verfolger, den FC Konolfingen mit 2:1, so dass der Vorsprung auf den Zweiten, den FC Interlaken, jetzt bereits elf Punkte beträgt.

Der Traum vom Cupderby
Nach dem 2:0-Sieg im Cupviertelfinal gegen einen starken FC Aarberg wächst in Lerchenfeld auch der Traum von der Qualifikation für den Schweizercup und auf ein Derby gegen den FC Thun Berner Oberland oder gar die Young Boys. Die Chancen auf einen Erfolg sind gross, sind doch neben Lerchenfeld mit Bern, Aemme und Frutigen lauter Drittligisten noch im Wettbewerb. In Aarberg tat sich Lerchenfeld lange Zeit schwer, doch zwei Tore durch Fabio Ueltschi per Kopf nach einer herrlichen Flanke durch Silas Jakob und Till Mühlethaler kurz vor der Pause entschieden die Partie.

Ein dickes Lob aus Worb
Cagtay Iric, Trainer des SC Worb, der vor zehn Tagen von Lerchenfeld gleich mit 0:6 geschlagen wurde, sagte es nach dem Spiel gegenüber der «Bantiger Post» mit aller Deutlichkeit: «Der FC Lerchenfeld spielt auf einem anderen Niveau als die übrigen Teams der Gruppe, er ist spielerisch allen anderen klar überlegen.» So deutlich äussert sich Daniel Klossner logischerweise nicht, auch von einem Aufstieg will er, wie dies alle Trainer der Welt tun, erst dann sprechen, wenn er Tatsache geworden ist. «Der Schritt zurück in die 2. Liga regional war für uns nötig, denn nur so konnten wir die vielen jungen Spieler einbauen, in der 2. Liga interregional wäre dies nicht möglich gewesen.» Der Trainer hat mit seinem Team nicht allein im spielerischen, sondern auch im taktischen Bereich grosse Fortschritte erzielt, darauf wurde offensichtlich der FC Münsingen aufmerksam und lotste den Trainer als Nachfolger des zurücktretenden Patrick Baumann auf die Sandreutenen. «Wir spielen sehr flexibel, in der Grundaufstellung in einem 4-1-4-1, diagonal und flach nach vorne und bei Ballbesitz lässt sich die nominelle Nummer 6 zurückfallen, was den Aussenverteidigern ermöglicht, hoch aufzurücken», gibt Daniel Klossner einen Einblick in eines der Erfolgsgeheimnisse der Rot-Grünen. Auch hier ist ein Hauch des Leverkusen-Meistermachers Xabi Alonso zu spüren, der nicht nur mit einer beeindruckenden Taktik begeistert, sondern es sogar fertiggebracht hat, Problemspieler Granit Xhaka in die richtigen Bahnen zu lenken. Wenn dem nur in der Schweizer Nationalmannschaft so wäre …

Reif für die 2. Liga inter
Klossner, dessen Assistent Admir Selmani ebenfalls zu Münsingen wechselt, weiss, dass nach seinem Abgang «ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge» in der 2. Liga inter ein rauerer Wind wehen wird. Beobachter sind überzeugt, dass «Lerchu» eine Klasse weiter oben eine gute Rolle spielen wird, doch auch diesbezüglich äussert sich der abtretende Trainer vorsichtig. «Es bleibt abzuwarten, was in der Sommerpause passiert. In der laufenden Saison waren und sind wir stets Favorit, das wird in der kommenden Spielzeit anders sein. Dort wird bedeutend physischer gespielt, die jungen Spieler werden sich anpassen müssen. Aber wenn das Team zusammenbleibt, sehe ich die Zukunft rosig.»
Pierre Benoit


Daniel Klossner
Geboren am 27. November 1989 in Thun. – Als Spieler im Nachwuchs des FC Thun und lange Zeit beim FC Heimberg. – Trainer beim FC Wattenwil und im Nachwuchs des FC Lerchenfeld und FC Thun, seit 2019 beim Fanionteam des FC Lerchenfeld und ab nächster Saison in der 1. Liga beim FC Münsingen.

Bottazzo folgt auf Klossner
Der FC Lerchenfeld ist auf der Suche nach einem Nachfolger für den zum FC Münsingen in die 1. Liga wechselnden Erfolgstrainer Daniel Klossner fündig geworden. Vom FC Thun, wo er die U16 und zuletzt die U18 trainierte, stösst der 42-jährige Damiano Bottazzo zu «Lerchu». Er soll die erfolgreiche Aufbauarbeit mit der jungen Mannschaft weiterführen.


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