Mauro Lustrinelli: «Ich spüre beim FC Thun grosse Wertschätzung»

  19.12.2024 Sport-Reportagen

Nach Abschluss der Vorrunde steht der FC Thun Berner Oberland an der Tabellenspitze. Die Chance, dass die Träume der Thuner Fans in Erfüllung gehen und die Rückkehr in die Super League diesmal gelingt, könnten wahr werden. Die Arbeit von Trainer Mauro Lustrinelli, die Auftritte des Teams und die positiven Meldungen abseits des Rasens stimmen zuversichtlich.

Einer der wichtigsten Bausteine auf dem Erfolgsweg ist bestimmt die Vertragsverlängerung mit Chefcoach Mauro Lustrinelli. Der umsichtige, nie die Ruhe verlierende Präsident Andres Gerber hat mit diesem Schritt bewiesen, dass man in Thun gewillt ist, langfristig ein Team aufzubauen, das in der Super League nicht nur mitspielen, sondern eine tragende Rolle übernehmen kann. Das Motto «Zäme simer schtarch» oder «Härzbluet Thun» zeigt, dass der FCT den Familiengeist vorlebt, dass alle, Trainer, Spieler, Staff, Sponsoren und Fans, eine Gemeinschaft bilden, die nichts sehnlicher herbeiwünscht als den Aufstieg.

Sie hatten beim FC Thun Berner Oberland einen Vertrag bis 2025. Jetzt hat der Klub verkündet, dass Sie ihren Kontrakt gleich um drei weitere Jahre, bis 2028, verlängert haben. Warum so lange?
Ich bin nun seit zweieinhalb Jahren in Thun. Wir verfolgen ein langfristiges Projekt, sind gemeinsam gewachsen. Mir gefällt die Art und Weise wie im Verein gearbeitet wird, die Klubleitung und ich persönlich sind zufrieden. Wir besprechen vieles zu dritt, zusammen mit Präsident Andres Gerber und Sportchef Dominik Albrecht. Die Wege sind kurz, effizient, ehrlich und offen. Aus all diesen Gründen sprach nichts gegen eine Vertragsverlängerung von dieser Dauer.

Birgt eine solche Vertragsdauer im heutigen kurzlebigen Spitzenfussball nicht auch eine gewisse Gefahr in sich? Für Sie als Trainer und für den Verein?
Jeder Vertrag, ob von kurzer oder langer Dauer, birgt Gefahren in sich. Doch so weit denke ich nicht, auch deshalb haben wir uns gemeinsam für einen langen Vertrag entschieden.

Inwiefern hat diese Vertragsverlängerung mit den positiven Meldungen zu tun, die neben dem Spielfeld passieren. In der Person von Beat Fahrni, Verwaltungsrat und Grossaktionär, hat der FC Thun einen Mann in seinen Reihen, der im Eiltempo vorwärts geht. Mit Visana verfügt der FC über einen neuen Hauptsponsor, eben wurde bekannt, dass ein weiterer Grossaktionär eingestiegen ist. Welchen Einfluss hatten diese positiven Meldungen neben dem Rasen auf Ihre Vertragsverlängerung?
Das hatte bestimmt auch einen Einfluss. Ich spüre im FC Thun grosse Wertschätzung, wir haben viel über unsere Pläne und die Zukunft gesprochen.

Auch in den Nachwuchsbereich und in die Frauen soll in Thun investiert werden. Welchen Stellenwert hat der Nachwuchs?
Der Nachwuchs geniesst einen hohen Stellenwert. Wir wollen Junge aus der Region ausbilden und ihnen die Möglichkeit bieten, später eventuell eine Karriere als Profi zu machen. Seit ich in Thun das Traineramt übernommen habe, schafften nicht weniger als sieben Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung in die erste Mannschaft. Dies fördert für unsere Fans auch die Identifikation mit dem Klub. Meines Wissens hat nur der FC Luzern eine ähnliche Quote wie wir aufzuweisen. Zehnjährige beginnen von einer solchen Karriere zu träumen, gelingt es ihnen in sieben oder acht Jahren, den Sprung zu schaffen, bedeutet dies für den Verein auch eine Art «return of investment».

Reden wir vom Sportlichen. Nach dem mit viel Pech verpassten Aufstieg am Ende der letzten Saison stehen sie an der Tabellenspitze. Klappt es in diesem Jahr mit der Rückkehr in die Super League?

Für uns war der Ausgang der letzten Saison sehr hart. Die Barrage war ein herber Rückschlag, es war nicht einfach, in die Spur zurückzufinden. Doch jetzt haben wir die Stabilität zurückgefunden und ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können.

Was macht Ihre Mannschaft derzeit so stark?
In erster Linie der einzigartige Teamspirit. Wir bringen unser Spiel auf den Platz und haben eine gewisse Konstanz in den Leistungen gefunden.

Und trotzdem gibt es immer wieder Rückschläge wie das 0:2 gegen den FC Wil. Fehlt noch die Konstanz oder steckt mehr dahinter?
Solche Sachen passieren jeder Mannschaft. Niederlagen kommen und sind Teil von unserem Prozess. Wichtig ist, wie lange man danach braucht, um zurückzukommen.

Sprechen wir noch kurz über Ihre Karriere als Spieler, die Ihnen den Übernamen «Lustrigol» eingetragen hat. Sie haben Tore am Laufmeter geschossen. Talent, Spürsinn, Schnelligkeit – was war ihr Geheimnis?
Die Mentalität ist wichtig. Man muss immer daran glauben, eine Chance zu erhalten, um ein Tor zu erzielen und im richtigen Moment am richtigen Ort stehen, das perfekte Timing finden und vorausdenken. Kommt der Ball, gilt es bereit zu sein.

Sie haben auch viele entscheidende Tore geschossen, beispielsweise in der begeisternden Champions-League-Kampagne des FC Thun. Welches kommt Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie zurückschauen?
Das wichtigste Tor war wahrscheinlich mein zweiter Treffer gegen Malmö, das uns die Champions-League-Teilnahme sicherte.

Sehen wir den FC Thun Berner Oberland nächste Saison wieder in Derbys gegen YB?
Das ist der Wunsch vieler Leute in der Region.
Pierre Benoit

«Jetzt haben wir die Stabilität zurückgefunden und ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können.»

Mauro Lustrinelli


Mauro Lustrinelli wurde am 26. Februar 1976 in Bellinzona geboren.

Stationen als Spieler:
1994–2001 AC Bellinzona
2001–2003 FC Wil
2004–2006 FC Thun
2006–2007 Sparta Prag
2007–2008 FC Luzern
2008–2011 AC Bellinzona
2010 BSC Young Boys (Leihe)
2011 FC Thun

Stationen als Trainer: 2012–2014
FC Thun (Co-Trainer) 2013–2016
FC Thun (Nachwuchs) 2015–2018
Schweiz U21 (Co-Trainer) 2017
FC Thun 2017–2018
Schweiz U16 2018–2022
Schweiz U21 2022– FC Thun


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