«Mit Leidenschaft und Geschlossenheit in die Saison starten»
24.08.2023 Sport-ReportagenNach dem Aufstieg in die höchste Spielklasse, die AXA Women’s Super League, startet das Team Thun Berner Oberland am Samstag auf dem Sportplatz Grünfeld gegen die Frauen des FC Rapperswil-Jona ins Meisterschaftsabenteuer. Erstes Ziel unter dem neuen Trainer Manuel Bregy muss der Ligaerhalt sein.
Bregy, der schon in verschiedenen Vereinen in der Region Bern das Traineramt ausgeübt hat und als Coach der Femina Kickers Worb auch bereits Erfahrung als Trainer von Frauenteams aufweist, wollte eigentlich eine schöpferische Pause einlegen, hat sich jetzt aber doch mit einem Einjahresvertrag vom FC Rot-Schwarz Thun Berner Oberland überzeugen lassen und die schwierige Aufgabe an den Gestaden des Thunersees übernommen.
Abenteuer AWSL
Für das junge Team aus der Kyburgstadt wird die erste Saison in der höchsten Spielklasse im Schweizer Frauenfussball zu einem echten Abenteuer. Manuel Bregy: «Die Liga ist so etwas wie eine Dreiklassengesellschaft. An der Spitze die FC Zürich Frauen, Servette FC Chênois Féminin und die GC Frauen, dahinter die YB Frauen, St. Gallen-Staad und die FC Luzern Frauen, die restlichen Teams müssen sich wohl eher gegen den Abstieg wehren.» Eine echte Standortbestimmung dürfte für den Aufsteiger bereits die erste Begegnung werden. Thun ist Gast bei den Frauen des FC Rapperswil-Jona. Auf dieses Team sind die Thunerinnen in der letzten Auf-/Abstiegsrunde getroffen und haben beide Begegnungen mit 0:1 verloren.
Erste Standortbestimmung?
Die beiden ersten Vorbereitungsspiele gegen die U19-Frauen von YB und FC Yverdon Féminin haben die Thunerinnen gewonnen – nun gilt es am Samstag im Stadion Grünfeld erstmals ernst. «Es könnte für uns eine erste Standortbestimmung sein, nach dieser Partie wissen wir, wo wir stehen. Können wir die Heimreise mit drei Punkten im Gepäck antreten, wäre dies ein grossartiger Auftakt.» Manuel Bregy ist voll motiviert und beeindruckt vom Einsatzwillen seiner Frauen. «Bei uns wird im Gegensatz zu den meisten anderen Vereinen keine einzige Spielerin entlöhnt. Alle arbeiten voll, einige haben ihr Arbeitspensum auf 80 Prozent reduziert, damit sie mehr Erholungszeit erhalten und neben dem viermaligen Training am Abend auch bei den zweimal stattfindenden morgendlichen Übungseinheiten dabei sein können.» Die Spielerinnen, welche noch zur Schule gehen oder studieren, kommen so auf sechs Trainingseinheiten pro Woche – ein in der Tat happiges Programm für reine Amateursportlerinnen. «Was das Team auszeichnet, ist die Leidenschaft, die mannschaftliche Geschlossenheit und die Liebe der Spielerinnen zu ihrem Sport», so Bregy. Und er erwähnt weiter, «dass wir viele schnelle Akteurinnen haben, denen Thun auch als Sprungbrett für eine Karriere bietet. Einige Spielerinnen konnten wir von der U19 von YB übernehmen. YB hat die stärksten Juniorinnen, ihnen geben wir die Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln und einen weiteren Schritt nach vorn zu tun.»
Schnell umschalten
Es ist abzusehen, dass die Thuner Frauen in der höchsten Spielklasse wohl nur selten einen prozentual höheren Anteil an Ballbesitz aufweisen werden als die Gegnerinnen. Deshalb ist auch die Marschrichtung, welche Manuel Bregy vorschwebt, klar und einleuchtend. «Bei Balleroberung müssen wir versuchen, möglichst schnell umzuschalten und mit langen Bällen unsere schnellen Stürmerinnen zu lancieren. Im Spiel gegen den Ball wollen wir aggressiver werden, ein Pressing betreiben, aber bei Ballverlust gilt es sich sofort wieder hinter dem Ball zu positionieren.» Dies die einfach tönende aber kompliziert und schwierig auszuführende Marschrichtung, welche dem neuen Coach vorschwebt. Auf das junge Team, das ein Durchschnittsalter von rund 22 Jahren aufweist, kommt einiges zu. Die Einstellung der Akteurinnen im 25-Frau-Kader stimmt und könnte besser nicht sein, die Leidenschaft ist da, das innere Feuer lodert – wer zweifelt da noch daran, dass diese Begeisterung und Hingabe nicht mit dem Ligaerhalt belohnt wird? Pierre Benoit