Besser frühzeitig planen – Wohnen im Alter

  11.03.2021 Reportagen

Um die Rente in den eigenen vier Wänden bis zum Lebensende geniessen zu können, braucht es eine frühzeitige und umsichtige Planung. Für die Raiffeisenbank Thunersee gilt dafür die Wohngemeinschaft an der Jungfraustrasse in Thun als beispielhaft.

Für die stellvertretende Leiterin Privatkundenberatung der Raiffeisenbank Thunersee, Andrea Maria Caminada, ist klar: «Wer den Ruhestand im Eigenheim geniessen will, sollte seine Finanzen lange im Voraus planen.» Im Idealfall macht man sich von Anfang an auch dazu Gedanken, wie man die Hypothekarschuld bis zur ordentlichen Pensionierung auf ein möglichst tiefes Niveau senken kann. In Beratungsgesprächen unterstützt daher Andrea Maria Caminada ihre Kunden in diesem Prozess und ermittelt gemeinsam mit ihnen die richtige Strategie. Mit dem Ziel: die Kosten des Eigenheims im Alter sollen möglichst gering ausfallen. Schliesslich möchte man das Eigenheim bis zum Lebensende bewohnen können.

Fakt ist: Es ist für alle wichtig, frühzeitig vorzusorgen. Die Raiffeisenbank möchte darauf hinweisen und tritt für ihre Kunden kompetent, beratend und unterstützend auf den Plan. Es lohnt sich, die Tragbarkeit neu zu prüfen und zusammen Antworten auf etwa folgende Fragen zu finden: Kann ich mir das Haus dann überhaupt noch leisten? Sind bauliche Massnahmen nötig, damit die Immobilie altersgerecht ist? Wie sind diese finanzierbar? – «Mit einer rechtzeitigen und ganzheitlichen Beratung können böse Überraschungen ausgeschlossen werden», weiss Andrea Maria Caminada aus Erfahrung.

Viele Leute haben ein Leben lang gearbeitet, um sich im Alter ein schönes Eigenheim zu leisten und das Wohnen zu geniessen. Doch nicht jedes Eigenheim eignet sich als Alterswohnsitz. Etwa die Hälfte der 60- bis 65-jährigen Menschen wohnt in der Schweiz in einem Einfamilienhaus oder in einer Eigentumswohnung. Dabei sind Eigenheime oft viel zu gross und gemessen am Platz unterbelegt. Doch die wenigsten denken daran, die Umzugskisten zu packen und in eine kleinere Wohnung umzuziehen. Kein Wunder: Meist zahlen die Leute nur wenig an Hypothekarzinsen. Die Kinder sind zwar ausgezogen, aber das Haus ist voller wunderschöner Erinnerungen geblieben.

Die in der grossen Mehrheit gesunden, rüstigen und oft finanziell unabhängigen Rentnerinnen und Rentner wollen das Leben in vollen Zügen geniessen. Getreu dem Motto: schön wohnen, unternehmenslustig sein und Zeit haben, grössere Reisen zu unternehmen. Dieser Trend steht allerdings im Kontrast zum Wohnungsangebot. Eigenheime sind in der Regel für ein Leben in der Familienphase ausgelegt, das heisst mit viel Fläche und vier bis fünf Zimmern.

Die Suche nach Alternativen – etwa eine kleinere Mietwohnung – verläuft ernüchternd. Unter dem Strich würden die Kosten für eine zentraler gelegene Wohnung meist höher liegen. Zudem gibt es trotz vieler Neubauten wenig altersgerechte Angebote. Dabei machen die über 65-Jährigen heute 18 Prozent der Wohnbevölkerung aus, und ihr Anteil wird in Zukunft noch deutlich steigen.

Mit 55 Jahren sind Antworten auf ein paar Fragen wichtig

Die Pension ist ein einschneidendes Ereignis, auch was die eigenen vier Wände betrifft. Es ist der Zeitpunkt, wo vieles neu geordnet wird – persönlich wie auch finanziell. Spätestens mit 55 Jahren sollte man daher über Antworten auf ein paar Fragen finden. Denn zu diesem Zeitpunkt besteht noch genügend Spielraum, die finanziellen Voraussetzungen für die künftigen Wohnwünsche zu schaffen.

Mit der Pensionierung beginnt ein neuer Lebensabschnitt mit einer ganz anderen Lebensweise: Viel Freizeit und eine selbstbestimmte Agenda stehen da im Zentrum. Diese neue Lebensphase gilt es gut vorzubereiten. Es lohnt sich zu überlegen, welche Konsequenzen mit der neu gewonnenen Freiheit verbunden sind – auch in Bezug auf das eigene Zuhause. Wer an der Schwelle zur Pensionierung steht, sollte sich diese Fragen stellen: Im Haus bleiben oder umziehen? Wie bleibt das Eigenheim in der Pension finanziell tragbar? Wie viel kostet eine Modernisierung? Lohnt es sich, die Hypothek zu amortisieren? Kann ich meine Hypothek aufstocken? Was passiert, wenn mein Partner nicht mehr da ist? Wie kann das Eigenheim den Nachkommen übertragen werden?

Den Lebensabschnitt gestalten
Wer nicht zuwartet und stattdessen aktiv wird, zieht mit Sicherheit einen Gewinn daraus. Ganz pragmatisch geht es darum: Den Hausrat zu ordnen und aufzuräumen, von gewissen Dingen Abschied zu nehmen, Fragen von Finanzierung, Kosten und Budget zu regeln etc. Wer also im Alter von 70 oder 75 die Umzugskisten packt, gewinnt wertvolle Zeit. Mehr Zeit heisst aber auch, sich gründlicher mit der Situation auseinanderzusetzen und verschiedene Varianten durchzuspielen – bis man sich für die passende Lösung entscheidet. Die passende Lösung haben in Thun vier Paare in einem herrschaftlichen, wunderschönen Haus gefunden – an der Jungfraustrasse.

Das Beispiel Jungfraustrasse
Vier Ehepaare in Thun machen es vor: An der Jungfraustrasse entstand nach einem grossen Um- und Ausbau einer Villa aus dem Jahr 1925 ein gemeinsames Zuhause für vier Ehepaare mit gleichwertigen Eigentumswohnungen und einem grossen Gemeinschaftsbereich. Zuvor lebten alle vier Parteien in Einfamilienhäusern oder grösseren Wohnungen. Die Kinder waren ausgeflogen, der Platz wurde zu gross und irgendwie fehlte stets etwas. Der Wunsch, wieder in einem familienähnlichen Gefüge zu leben, stellte die Motivation dar, dieses Wohnprojekt zu realisieren.

«Eigene und auch gemeinschaftlich genutzte Räume, in denen das Zusammenleben im Austausch stattfinden kann, finde ich persönlich innovativ und zukunftsweisend», sagt Andrea Maria Caminada. Dieser Schritt braucht aber auch Mut. In der Entwicklungs- und Umsetzungsphase stehen nicht nur Herausforderungen auf psychosozialer Ebene innerhalb der Beteiligten an. Auch aus Bankensicht gibt es „Challenges“. Eine gute Planung sowie gute Kommunikation zwischen den Parteien, Architekt und Bank ist daher eine unabdingbare Voraussetzung, damit das Konzept auch aus Finanzierungssicht funktionieren kann.

Die Parteien müssen sich ausführlich mit den sozialen und psychologischen Aspekten des Miteinanderlebens auseinandersetzen. Zum Beispiel gilt es auch nachhaltig zu klären: Welche Wohnung welche Partei übernimmt – mit allen Vor- und Nachteilen. Oder wie eng das Miteinander sein soll, oder wie gross die Gruppe. «Es braucht in diesen elementaren Punkten eine starke Einigkeit. Aber auch aus Finanzierungssicht braucht es sie», ist Andrea Maria Caminada überzeugt. Diese Einigkeit muss denn auch die Bank spüren.

Die grössten Probleme beim Kauf oder beim Umbau einer Immobilie liegen meistens in der Gemeinschaftsfläche. Denn für die Gemeinschaftswohnung bestehen gewisse Risiken. Und es ist wichtig, dass sich die Parteien auch notariell beraten lassen und alles detailliert schriftlich festhalten. Zum Beispiel auch, was passiert, wenn eine Partei in Zahlungsschwierigkeiten gerät oder wie es im Erbfall weitergeht.

RaiffeisenCasa.ch/wohnen55plus
In diesem Online-Ratgeber finden Wohneigentümer vertiefende Informationen zu den Themen Tragbarkeit, Amortisation und Aufstockung von Hypotheken, Modernisierung von Liegenschaften, erbrechtliche Vorkehrungen und vieles mehr.

Text: Barbara Marty

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote