Im Herzen ein Handwerksbetrieb

  11.03.2021 Reportagen

Beim Thuner Metallbauunternehmen Febatec fehlte es nicht an Nachwuchs: Was Hansjürg Grossniklaus in den 80er-Jahren aufbaute, führen heute seine Söhne Manuel und Florian weiter – verantwortungsvoll, neuartig und erfolgreich. Im Gespräch erzählen sie von ihrem Handwerksbetrieb und ihrer jüngsten Innovation.

Schon als kleine Buben war die Werkstatt ihres Vaters für die Brüder Manuel und Florian ein Tummelfeld für spannende Entdeckungen. Da stieben die Funken und es wurde flammend geschweisst. Wenn Vater Hansjürg Grossniklaus sein Handwerk ausführte, war immer etwas los und es roch nach Metall. Nach seiner Lehre als Konstruktionsschlosser erhielt der Handwerker rasch erste Aufträge aus dem privaten Umfeld, bei denen es um Schweissarbeiten ging; etwa um die Reparatur eines Gartentors aus der Nachbarschaft oder um das Flicken von Carrosserieteilen des Autos eines Freundes. «Das lief bei ihm so gut, dass er im 1980 eine Einzelfirma gründete», erzählt Florian Grossniklaus. Nur fünf Jahre später wandelte er seine Metallbauschlosserei im Thuner Lerchenfeld in eine Aktiengesellschaft um. Hansjürg Grossniklaus blieb den Schlosserarbeiten stets treu, jedoch baute er sein Angebot im Verlauf aus, so dass ab 1995 das Angebot mit Fenster und Türen, sowie Balkon- und Sitzplatzverglasungen erweitert wurde. «Damals gründete man häufig für jeden neuen Geschäftszweig eine eigene Firma, um glaubwürdig zu sein», erklärt Manuel Grossniklaus. So gab es zu jener Zeit die Hansjürg Grossniklaus AG sowie die Febatec GmbH. Im 2010 wurde aus beiden Firmen die heutige Febatec GmbH.

Seitdem ist viel Wasser die Aare heruntergeflossen. Florian und Manuel sind längst selber Berufsleute und begeistert traten sie in die Fussstapfen des Vaters – auf ihre eigene Art und gemäss ihren unterschiedlichen Interessen und Ausbildungen. Beiden ist es zudem wichtig: «Febatec ist und bleibt im Herzen ein Handwerksbetrieb». Seit 2017 führen Florian und Manuel die Firma zusammen.

So leitet Manuel als gelernter Metallbauer die Werkstatt mit Produktion und Montage, plant dafür die Arbeiten (AVOR) und widmet sich Offerten und Verkaufsangelegenheiten. Florian ist Kaufmann und studierter Wirtschaftsinformatiker. Er kümmert sich hauptsächlich um Personal, Buchhaltung, Informatik, sowie um Werbung und Marketing. Doch sind die Übergänge oftmals fliessend und man tauscht sich häufig aus. Es herrscht allgemein ein familiäres Betriebsklima, das auf gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung beruht.

Sozial und digital
«Uns gibt es seit 40 Jahren – und heute sind wir insgesamt 45 Mitarbeitende, davon vier lernende Metallbauer», sagt Manuel. Zudem freut er sich mit seinem Bruder ganz besonders über die Tatsache: «Wir haben ein super Team mit vielen langjährigen und sehr erfahrenen Mitarbeitenden». Das sind Metallbauer, Schreiner, Zimmermänner, Metallbau-Konstrukteure und sogar ein Informatiker. «Unsere Software-Lösungen entwickeln wir seit rund zehn Jahren selber. So entsprechen diese stets vollauf unseren Bedürfnissen und wir halten Schritt mit der Digitalisierung», führt Florian aus. Doch halten wiederum beide Brüder fest: «Wir sind ein Handwerksbetrieb, keine Software-Firma». Wenngleich digitale Optimierungen „à la Febatec“ schon viel Gutes hervorgebracht haben. «Dank digitalen Optimierungen konnten wir den Umsatz steigern und insgesamt den Personalbestand erhöhen, ohne jedoch im Personalwesen oder Buchhaltung personell aufzustocken», resümiert Manuel.

Der Überzeugung der Jungunternehmer ist es zu verdanken, dass es bei Febatec keine Sollzeiten für einzelne Arbeiten gibt. Schlicht darum: Weil nicht jede Situation gleich sein kann. Der Ansatz der beiden lautet viel mehr so: «Wir wollen nicht den Druck auf Mitarbeitende erhöhen, sondern sie mit optimierten Prozessen und digitalen Hilfsmitteln entlasten.»

Die beiden Brüder sind bei der Belegschaft voll akzeptiert und nehmen ihre Aufgaben verantwortungsvoll wahr. Schliesslich sorgen sie engagiert und gerne für gesicherte Arbeitsplätze. «Unser Vater übergab uns die ganze Verantwortung, als er selber mit 57 Jahren etwas kürzer treten wollte», erzählt Manuel. Da waren die Mitarbeitenden auch froh, dass es weiterging. «Damit der Betrieb funktioniert, braucht es jeden und alle sind voneinander abhängig», ist Florian überzeugt. Flache Hierarchien sind bei Febatec ganz normal und ein offener Austausch ebenso. Die beiden Brüder lachen und meinen es ernst: «Kritik kommt bei uns gut an – wir wollen vorankommen. Dazu braucht es ein konstruktives Mitwirken von allen.»

In Thun und Visp
«Wir produzieren und fertigen unsere Produkte ausschliesslich in Thun. Aufgrund guter Nachfrage und um näher an der Kundschaft zu sein, unterhalten wir seit 2008 einen zusätzlichen Standort in Visp mit einem Montageteam», sagt Manuel. Der heute 60jährige Hansjürg Grossniklaus leitet diese Zweigniederlassung mit fünf Mitarbeitenden. Das Visper Team begann bescheiden in einer gemieteten Garage und konnte im 2018 in einen Neubau mit Büro und Lagerraum umziehen. «Im Wallis herrschen sehr gute Windverhältnisse für unsere Balkonverglasungen», weiss Florian. Auch läuft es da immer hervorragend in Sachen Mund-zu-Mund-Werbung. Zudem schätzt man im Bergkanton die Zuverlässigkeit der Thuner Firma.

Verwurzelt im Lerchenfeld
Die Parzelle, auf welcher sich heute die Produktion und die Verwaltung der Febatec befinden, ist seit jeher in Familienbesitz. «Auf demselben Grundstück wohnte bereits unser Grossvater wie auch schon der Urgrossvater – sie haben dazumal vor allem hier gelebt», berichtet Florian aus der Familiengeschichte. Als Hansjürg Grossniklaus an der Feuerwerkerstrasse verstärkt Gewerbe zu betreiben begann, wurden die vormaligen Wohnräume mehr und mehr zu Geschäftszwecken umgebaut. Die Familie Grossniklaus wohnt zum grössten Teil in der näheren Umgebung der Firma.
Hansjürg Grossniklaus darf sich freuen und stolz sein, dass es mit seinen beiden Söhnen so gut weitergeht in der Firma. Wenngleich er ihnen seinen Betrieb vor drei Jahren übergeben hat, ist er nach wie vor mit von der Partie. Manuel und Florian sind ihm dankbar: «Wir sind froh, ist unser Vater noch im Geschäft – so können wir ihn jederzeit um seine Meinung fragen und von seiner reichen Erfahrung profitieren.»

Neues Produkt – SlideGlass
Und wie es sich für ein ideenreiches, zukunftsfähiges Unternehmen gehört, dürfen auch nach aussen gerichtete Innovationen nicht fehlen. Immer wieder trafen die Kundenberater Situationen an, bei denen aus technischen oder bauregulatorischen Gründen kein geeigneter Wind- oder Sichtschutz angebracht werden durfte: «Um dieses Problem zu lösen, haben wir eineinhalb Jahre entwickelt, geplant, Prototypen gebaut, getestet und relativ viel Geld investiert», erzählt Manuel. Wiederum geschah dazu alles im Lerchenfeld, mit vorwiegend regionalen Rohstofflieferanten und mit Schweizer Glas. Entstanden ist ein neuartiges Windschutzgeländer – es heisst SlideGlass. Dieses Glasgeländer kann man durch manuelles Antippen um 80 Zentimeter erhöhen und hat so je nach Bedarf einen Wind- oder Sichtschutz. Möchte man die Aussicht geniessen, kann der Wind- bzw. Sichtschutz wiederum einfach eingefahren werden. Für SlideGlass hat Febatec personell und strukturell aufgerüstet. Zudem sind aktuell 15 Vertriebspartner schweizweit unter Vertrag. Die ersten Bestellungen konnten auch schon ausgeliefert und montiert werden: Fortan schützen Slide-Glass-Systeme die Leute auf einem privaten Sitzplatz im Tessin sowie die Gäste auf einer Restaurantterrasse im Bernbiet. Barbara Marty

Febatec GmbH / Metallbau / Fenster & Türen
Balkon- & Sitzplatzverglasungen
Feuerwerkerstrasse 34, 3603 Thun www.febatec.ch / www.slideglass.ch

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote