Mehr als Akupunktur – chinesische Medizin

  09.12.2020 Reportagen

Die Akupunktur ist eine starke Medizin. Doch wirkt sie in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) nicht für sich alleine. Wie versteht man den ganzheitlichen Ansatz von TCM, und was spielt zusätzlich welche Rolle? Das Porträt über die Gan TCM Praxis – mit Standorten in Thun und Belp – gibt Aufschluss.

Eines ist sicher: Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) ist sehr alt. Einige sagen, sie ist vor mehr als 2000 Jahren entstanden. Andere gehen noch weiter zurück, und sprechen sogar von 6000 Jahren. Im Team der Gan TCM Praxis ist man sich einig: Tatsächlich ist die chinesische Medizin sowohl ein zusammenhängendes als auch unabhängiges System des Denkens und der Praxis, das über Jahrtausende hinweg entwickelt wurde. Das heisst: Körperliche Symptome werden stets in ihrem ganzheitlichen Zusammenhang erforscht und holistisch behandelt. Zudem hat die chinesische Medizin ihre eigene unabhängige Auffassung von Körper, Gesundheit und Krankheit. Schliesslich interessiert sich ein TCM-Praktizierender nicht nur für die Ursachen des Unwohlseins oder des Schmerzes. Vielmehr geht es in der TCM darum, das Muster für die Disharmonie zu entschlüsseln.

Es kann folglich vorkommen, dass jemand das Team der Gan TCM Praxis mit einer bestimmten Beschwerde aufsucht – es sich aber nach kurzer Zeit noch etwas ganz anderes zeigt, das bisher beim Patienten kaum Beachtung fand, obschon genau das für den Heilungsverlauf beinahe noch eine zentralere Rolle spielt. Dongming Gan ist Gründer der Gan TCM Praxis und weiss aus seiner langjährigen Erfahrung: «Jeder Fall ist unterschiedlich – TCM zielt nicht nur auf die Krankheit, sondern auf das gesamte psychologische und physiologische Individuum.» Daher können keine allgemein gültigen Aussagen gemacht werden! Auch können zu Beginn der Therapie Erst-Verschlimmerungen auftauchen. TCM ist keine Wundermedizin. Obschon es Vielen oftmals magisch vorkommt, wenn sie sich auf einmal von anhaltenden, starken Schmerzen befreit fühlen.

Von Rückenschmerzen bis Depressionen
Da war zum Beispiel eine 45-jährige Lehrerin mit einem Bandscheibenvorfall: Die Patientin konnte nicht mehr sitzen und schlafen. Am erträglichsten war es für sie aufrecht und in stetiger Bewegung. Ihr behandelnder Schulmediziner empfahl zu operieren. «So kam sie zu uns», erzählt Dongming Gan. Nach ihrer ersten Konsultation spürte sie keine Veränderung. Sie war verunsichert. Trotzdem blieb sie dabei. Sie liess sich mit Akupunktur, Massagen, Schröpfen behandeln und nahm die verschriebenen chinesischen Kräuter ein. Nach vier Mal verbesserte sich ihr Zustand und sie konnte wieder etwas schlafen. Danach ging es ihr laufend besser, sie schlief länger und hatte weniger Schmerzen. In knapp vier Monaten konnte die Behandlung abgeschlossen werden. Sie war danach beschwerdefrei und konnte mit ihrer Schulklasse in die Skiferien. Warum war ihr Verlauf erfolgreich? Dazu Dongming Gan: «Die Patientin hat sich diszipliniert an die Vorgaben gehalten, was wesentlich dazu beigetragen hat, dass es ihr rasch besser ging!»

Immer wichtig: Bei Beschwerden nicht zu lange warten!
So suchte ein 64-jähriger Arzt sofort nach Auftauchen seines ausgeprägten und anhaltenden Taubheitsgefühls im Daumen die Gan TCM Praxis auf. Zudem klagte er über Schulterbeschwerden. Nach sieben Behandlungen spürte er seinen Daumen wieder zu 95 Prozent und seine Schulter kam wieder völlig in Ordnung.

Gleichgewicht und Ausgewogenheit
Befragt nach dem grössten Unterschied zwischen der Schulmedizin und der traditionellen chinesischen Medizin, antwortet Dongming Gan: «Die Schulmedizin fragt, welches X verursacht Y? Wir fragen, was ist die Beziehung von X zu Y?» Die traditionelle chinesische Medizin interessiert sich also stets für das Gesamtmuster. Wie sieht das in der TCM-Praxis aus? Zum Beispiel bei Magenschmerzen und einem auf dem Röntgenbild sichtbaren Magengeschwür: In diesem Fall macht sich der TCM-Arzt zuerst ein Bild von der ganzen Person. Anhand von Zungen- und Pulsdiagnose könnte ein Mangel an Yin-Energie festgestellt werden. Aber es gibt gemäss TCM noch andere mögliche Gründe für dasselbe Symptom, wie etwa eine Yang-Leere oder übermässige Kälte-/Flüssigkeit im Körper. Zudem stehen die Organe Milz und Leber stets mit dem Magen in Verbindung. Wenn es dann heisst, diese Organe zu stärken, bedeutet dies: ihre Energien auszubalancieren, damit die Kräfteverhältnisse wieder ausgewogen wirken können.

«Wir arbeiten mit den Energieflüssen und führen diese idealerweise ins Gleichgewicht», bringt Dongming Gan die TCM auf den Punkt. Das Ziel der Akupunktur beispielsweise sei es immer, die Energiebahnen (Meridiane) im Körper frei zu machen, sagt er. Nicht jeder Mensch spricht gleich darauf an. Es kann auch sein, dass die Akupunktur nicht sofort wirkt. «Doch schaden kann diese Behandlung nie!» weiss Dongming Gan.

Gewohnheiten machen viel aus
Von ihnen gibt es sowohl gute wie auch schlechte. Oftmals wird versucht, die Schlechten entweder um jeden Preis loszuwerden oder man ignoriert sie grosszügig. Denn häufig sind sie wie sehr vertraute Freunde: sie werden selten hinterfragt. Doch um diese schlechten Gewohnheiten geht es in der traditionellen chinesischen Medizin eben auch. Über sie sagt Dr. Wie Tang als praktizierende Ärztin bei Gan TCM: «Die schlechteste aller schlechten Gewohnheiten ist mangelnde Bewegung – ohne Bewegung ist Heilung blockiert.» Wobei die Form der körperlichen Betätigung stets auch der Person entsprechen muss. Zudem sollte die Ernährung unbedingt ausgewogen sein, sagt sie. Weitere Unsitten sind aber auch: eine schlechte Körperhaltung, oft spät ins Bett gehen und häufig negativen Gedanken nachhängen. In der TCM ist man überzeugt: Schlechte oder eher ungünstige Gewohnheiten dürfen sein, sofern sie nicht übertrieben werden.

Gut für das Immunsystem
Spätestens jetzt ist es für alle noch deutlicher geworden: Wenn es einem gut geht und man sich vital fühlt, ist man glücklich. Beschwerden sollten daher möglichst rasch behandelt werden. Auf diese Weise sind sie nämlich schneller wieder weg! Dongming Gan: «Wir halten uns strikt an die geltenden Schutzmassnahmen. So bleiben unsere Praxen weiterhin geöffnet.» Zur Stärkung des Immunsystems und bei Stress wendet das Team von Gan TCM Praxis individuell abgestimmte Therapien an. Zum Beispiel sorgen Akupunktur und persönliche Kräutermischungen für einen besseren Schlaf.

Über Gan TCM Praxis
Seit der Eröffnung von Gan TCM Praxis im Juli 2018 in Belp, gibt es mittlerweile noch eine weitere Praxis in Thun. An beiden Standorten werden Behandlungen mit Akupunktur, Elektro-Akupunktur, Schröpfen, Tuina-Massage und Kräutertherapie angeboten. Die ganzheitliche Betrachtungsweise des Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele stehen dabei im Mittelpunkt. Alle Patienten werden individuell und nach ihren Bedürfnissen therapiert. Im Team sind der Geschäftsführer Dr. Dongming Gan, Dr. Wie Tang und die beiden Assistentinnen Jian Wang und Yan Loosli-Wang. «Jedes Mal, wenn es jemandem besser geht, habe ich Freude. Für mich ist es wichtig, mit meiner Arbeit den Leuten helfen zu können!» betont Dr. Dongming Gan.

Barbara Marty

Die erste Besprechung ist kostenlos – Leistungen sind von Zusatzversicherungen der Krankenkassen anerkannt

Gan TCM Praxis in Belp: Rubigenstrasse 6 und in Thun: Bälliz 64, www.gantcm.ch

 


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