Garage Wittwer am Thunersee hat Grund zum Feiern – mit der schönsten Aussicht in die Zukunft

  18.08.2021 Reportagen

Seit 90 Jahren wirkt die Garage Wittwer in Merligen als Familienbetrieb und seit 60 Jahren vertritt sie Citroën und SAAB. Das gibt Anlass zum Feiern. Zudem weht der Wind der Veränderung: das Führungsteam wechselt. Wir besuchten die Protagonisten.

Seit über 90 Jahren im Geschäft zu sein, ist eine tolle Leistung: Als Citroën-Vertretung der ersten Stunde, Tankstelle, Seetankstelle und Garage am Thunersee feiert in diesem Jahr das sechsköpfige Team der Garage Wittwer in Merligen aber noch weitere Ereignisse. Was Gottlieb Wittwer im Jahr 1930, hauptsächlich mit Velo- und Töff-Reparaturen begann, wurde dank ihm und ab 1959 mit seinem Sohn Kurt zu einer Top-Garage in der Region. Der heute 91-jährige Kurt blickt zurück und nach vorn, wenn er an diesem Junimorgen in die Runde sagt: «Ich gehöre familiär und geschäftlich zu den glücklichsten Menschen.» Und das spürt man. Auch sein persönliches Jubiläum bietet Anlass zum Feiern. Schliesslich wurde er im selben Jahr geboren wie sein Vater die Garage übernahm. Dass er als erstgeborener Sohn das Geschäft später einmal weiterführte, lag auf der Hand. Doch davor kamen die Kriegsjahre. Der Jubilar erinnert sich lebhaft: «In der Nacht hörten wir den furchterregenden Lärm der Bomber; Tags hindurch waren wir Lausbuben wie alle Jungs in unserem Alter.» Es herrschten harte Zeiten. Doch Vater Gottlieb blieb nicht untätig und führte jede noch mögliche Arbeit aus. Unter anderem konstruierte er eine fahrende Holzfräse, mit der er von Haus zu Haus fuhr und das Spaltenholz zu Brennholz sägte. Daneben betrieb er Handel mit Kohle und Briketts und unterhielt ein Gas-Depot.

Aufschwung nach dem Krieg
Es folgten bessere Jahre – auch für das Automobilgewerbe. Das kam Familie Wittwer sehr zugute und Kurt berichtet: «Die während des Krieges in Garagen und Kellern eingestellten Autos wurden wieder hervorgeholt und nach und nach kamen mehr dazu.» Sein Vater vertrat zu der Zeit die Marken: Skoda und IfA. Kurt absolvierte nach seiner Lehre als Automechaniker die Rekrutenschule bei den Motorrad-Mechanikern. Dank der florierenden Touristik entstanden Kontakte mit Gästen. So freundete man sich mit einer englischen Garagisten-Familie an. Daraus ergab sich für Kurt ein einjähriger Arbeitsaufenthalt in England, wo er Winter Pattinson, den Vater seines späteren Schwiegersohns David Pattinson, kennenlernte. Die Familien Wittwer und Pattinson verbindet eine jahrelange Freundschaft.

Vom Vater an die Tochter
Kurt übernahm also das Geschäft seines Vaters im Jahr 1959. Er und seine Frau Margrit haben vier Töchter. Sie mussten sich über die Nachfolge ihres Lebenswerks nie Sorgen machen. Denn ihre dritte Tochter Edith zeigte früh grosses Interesse für die Mechanik: «Schon als Schulkind half ich im elterlichen Betrieb mit und übernahm ihn im Jahr 1994 zusammen mit meinem Mann David», erzählt Edith Pattinson-Wittwer. Seither habe sich viel verändert und es gehe nicht mehr gemächlich zu und her wie früher. Auch die Kontakte zu den Lieferanten gestalteten sich längst nicht mehr so persönlich, sondern vielmehr digital. Sie freut sich auf ihre Pensionierung in einem Jahr. Bis dahin arbeiten sie und ihr Mann nach wie vor mit vollem Einsatz für ihre geliebte Garage. David Pattinson-Wittwer ist seit 42 Jahren in der Garage tätig und betont, wie viel Wert hier ein Handschlag immer schon hatte: «Da kam mal ein Stör-Metzger aus der Gegend vorbei. Er sah bei uns einer der ersten 4x4-Citroën und reservierte diesen; als Depot liess er Rindfleisch da. Tags darauf kaufte der hemdsärmelige Mann aus Horrenbach das Auto, ohne vorher den Preis zu kennen.»

SAAB und Citroën seit 60 Jahren
Man ist stolz auf die beiden Vertretungen von Citroën und SAAB. Die Marken vertritt die Garage seit nunmehr 60 Jahren. Auch hier bot sich noch keine Gelegenheit, das 60. Jahr zu feiern, was aber demnächst an den Tagen der offenen Tür nachgeholt wird. Es ranken sich viele Geschichten um die Garage am Thunersee. Einige davon wurden an meinem Besuch zum Besten gegeben, weitere stehen auf der Website und andere werden vielleicht noch erzählt. Im Zuge der Digitalisierung ist diese Anekdote besonders interessant und zu erfahren von Kurt Wittwer: «Ich war der erste Garagist in der Gegend mit elektronischer Datenverarbeitung EDV.» Er kaufte sich 1979 seinen ersten PC von Philipps. Damals sei diese Maschine ein Riesenmöbel gewesen und habe 90 000 Franken gekostet, erzählt er. Hiermit erledigte der PC-interessierte Merliger unisono die Buchhaltung, welche er Woche für Woche ausdrucken musste. «Damit nicht zu viele Daten auf der Maschine blieben», erklärt er schmunzelnd. Noch heute tätigt er die Liegenschaftsbuchhaltung und seinen Bankenverkehr elektronisch und gestaltet gerne Fotobücher online.

Nächste Etappe
Beat Oppliger hat seit August 2019 die operative Führung der Garage Wittwer inne. Seine Frau Renate unterstützt ihn – etwa in Administration und im Marketing. Seit 2020 sind die beiden Mitinhaber. «Wir sind sehr glücklich, die idealen Nachfolger gefunden zu haben», freuen sich Edith und David Pattinson-Wittwer, und auch Kurt Wittwer strahlt über das ganze Gesicht. Beat Oppliger ist in Merligen kein neues Gesicht: Als ausgebildeter Automobildiagnostiker, Werkstattchef und gebürtiger Merliger hat er schon einmal sieben Jahre bei der Garage Wittwer mitgearbeitet. Er ist ein grosser Kenner und Fan von SAAB und Citroën. Überzeugt und mit vielen Ideen für die Führung ist er in die Garage am Thunersee zurückgekehrt. Davor war er zehn Jahre in einer grossen Volvo-Garage als Werkstattleiter und im Kundendienst tätig. Der Vollblut-Merliger bringt ideale Voraussetzungen mit. Sein Fokus liegt auf der Kompetenz und der Kundennähe. Es gibt Neuerungen: «Wir bauen derzeit den Ausstellungsraum und den Empfangsbereich um – das steht im Zusammenhang mit unserem angehobenen Verkaufsstatus für Citroën», so Renate Oppliger.

Auch freut sich das innovative Unternehmerpaar auf seinen Lehrling aus Aeschlen: Nick Känzig absolviert bei ihnen ab August die Lehre als Automobilfachmann. «Wir haben in ihm einen motivierten, jungen Mann gefunden, der sehr technikinteressiert ist. «Unsere Fahrzeugpalette ist sehr interessant – sie reicht vom Kleinwagen bis zur Grossraum-Limousine; damit sind wir jetzt schon CO2konform», hält Beat Oppliger fest. Als Saab-Spezialist weist er zudem mit Nachdruck darauf hin: «Bei uns sind alle Saab-Wagen in guten Händen, weil wir die Fahrzeuge «à fond» kennen und viel Erfahrung mit der Wartung dieser Bijous haben.»

Als Eltern von zwei Buben, 7 und 9 Jahre alt, freuen seine Frau und er sich: «Es gibt von Citroën immer mehr reine Elektrovarianten, so auch als Familienauto oder Nutzfahrzeuge.» Gerade bei den Nutzfahrzeugen ist Citroën einer der ersten Automobilhersteller, der neben den klassischen Dieselmotoren auch 100-prozentig elektrische Modelle anbietet. Der rein elektrische ë-C4 oder der C5 Aircross Plug-in-Hybrid stehen für eine Ausfahrt bereit. Interessierte erleben bei einer Probefahrt die Modelle hautnah und lernen die neue Technologie sowie das besondere Fahrgefühl kennen! «Wir bieten Service, Reparaturen und Beratungen für alle Automarken an», betont Beat Oppliger. Sehr praktisch: Bei der Garage Wittwer in Merligen gibt es für die Region Thun den Hol- und Bring-Service! Die jungen Chefs wollen ihre Dienstleistungen inskünftig noch stärker erweitern und auch neue Kunden überzeugen. Die Gelegenheit, das sympathische Paar persönlich kennenzulernen, bieten die Tage der offenen Tür, wo man sich vor Ort auch mit glasklarem Wasser direkt ab Quelle erfrischen kann – mit der schönsten Aussicht direkt vor der Garage am Thunersee.
Barbara Marty

TAGE DER OFFENEN TÜR:
Sa/So, 21./22. August 2021, jeweils von 10 bis 17 Uhr

Garage Wittwer AG
Seestrasse 279, 3658 Merligen,
T 033 251 22 22
www.garage-wittwer.ch

 


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