«Es louft geng e chli öpis» – familiärer Lebensmittelpunkt im Hohmadquartier
08.09.2022 ReportagenIm Martinzentrum in Thun herrscht nach dem grossen Um- und Neubau eine gänzlich aufgefrischte Atmosphäre. Das neue Wohlfühl-Ambiente freut sowohl die Bewohnenden als auch die Mitarbeitenden – ein Augenschein vor Ort bringt die inneren und äusseren Veränderungen zutage. Den Tag der offenen Tür gibt es für alle Interessierte am Samstag, 17. September!
Eine grosse Leistung erbrachten alle am Um- und Neubau im Martinzentrum Thun Beteiligten:
Während zweieinhalb Jahren liefen hier nämlich die Bautätigkeiten bei laufendem Betrieb. Das Martinzentrum ist Thuns grösster Seniorenbetrieb. Hier leben 110 Seniorinnen und Senioren. Für die verschiedenen Wohn- und Betreuungsangebote der betagten und pflegebedürftigen Menschen sind 125 engagierte Mitarbeitende und 30 Freiwillige rund um die Uhr im Einsatz.
Stephan Friedli, der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Stiftung WiA, resümiert über die Bauzeit bildhaft: «Es war wie eine Operation am offenen Herzen. Auch während des Um- und Neubaus musste alles organisatorisch, logistisch und personell weiterlaufen.» Als ob man damit nicht schon genug Herausforderung gehabt hätte, erwähnt Stephan Friedli noch einen weiteren erschwerenden Umstand: «Die Corona-Pandemie brach zeitgleich mit unserem Baubeginn aus.»
Heute, rund zweieinhalb Jahre später, sind die Martinzentrum-Macher:innen im wahrsten Sinne rundum froh. Zum einen, weil die baulichen Veränderungen alle in ihrem Tun und Sein befriedigen und nach Plan verliefen, und zum anderen mit Blick auf die derzeitige globale Schieflage. Erleichtert zeigt sich Stephan Friedli auch darüber, dass es während der Bauzeit keine schweren Arbeitsunfälle zu beklagen gab: «Ein Beweis dafür, wie sorgfältig alle Verantwortlichen an ihre Aufgaben herangegangen sind»; obgleich man unter Zeitdruck stand und den durch die Pandemie erschwerten Bedingungen trotzen musste. Was ihn aber richtig tief ausatmen lässt, ist der Zeitpunkt der nun abgeschlossenen Arbeiten: «Wenn man sieht, wie dramatisch sich die Bedingungen im Bausektor jüngst verändert haben, können wir von Glück reden, konnten wir uns diesem Strudel noch rechtzeitig entziehen.»
Äussere und innere Veränderungen
Im neuen Martinzentrum sorgten die baulichen Veränderungen für 1400 Quadratmeter mehr Fläche. Dieser zusätzliche Raum wird vor allem für die Gemeinschaft genutzt. Zum Beispiel für Ess- und Aufenthaltsräume und für die, auf den vier Stockwerken organisierten, verschiedenen Wohngruppen. «Vorher haben die Bewohnenden ihre Mahlzeiten jeweils alle gemeinschaftlich eingenommen», erzählt Sarah Schneider, Betriebsleiterin. Heute speisen die Seniorinnen und Senioren in kleineren, sogenannten Wohngruppen. Diese stockwerkartige, horizontale Organisation bringt mehr Übersicht und sorgt für eine familiäre Atmosphäre. «Die neuen Abläufe sind seit kurzem gestartet und müssen sich noch einspielen», berichtet sie. – Wie geht es den Bewohnenden damit? Daraufhin antwortet die Betriebsleiterin: Sicherheit und Stabilität müssen sich zwar für sie noch etwas einstellen, doch seien die Rückmeldungen auf die baulichen Veränderungen mehrheitlich positiv und das Eingewöhnen verlaufe erfreulich.
Profitiert haben daneben auch andere Bereiche, wie etwa der nun grosszügige Empfang, die geräumigere Küche und die neuen Aufenthalts- und Ruhezonen mit Bibliothek. Die Zimmer – dazu kommen sechs Attika-Wohnungen für betreutes Wohnen – sind alle gezielt zweckmässig auf die Bedürfnisse ihrer Bewohnenden eingerichtet. Neu gestaltet wurden zudem die Räumlichkeiten für 14 Menschen mit einer Demenzerkrankung, und sie erhielten ihren eigenen Garten. Insgesamt erstrahlt das Martinzentrum in neuem Glanz – modern, zeitgemäss und doch irgendwie zeitlos. Offen, lichtvoll und grosszügig sorgen die warmen Erdtöne für die angestrebte Wohlfühl-Atmosphäre und Begegnungen geschehen ungezwungener und öfter als zuvor.
Treffpunkt Piazza
Sehr gelungen ist der Bauherrschaft zusammen mit dem Brügger Architekten-Team insbesondere die einladende Aussenfläche mit dem stimmigen Namen «Piazza». Der Ort des Geschehens umfasst neben vielen Sitzplätzen, ein schattenspendendes Sonnensegel, einen Rundweg und einen wunderbaren Kräutergarten – es wuchsen hier heuer an den Wegrändern auch Erdbeeren. Die Piazza wird von allen sehr geschätzt. Man freut sich schon auf den nächsten Sommer, wenn es noch mehr grünt und die Seniorinnen und Senioren ihre Jass- oder Würfelspiele unter der lauschigen, blühenden Clematis-Pergola geniessen werden.
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Individuell, familiär – gemeinschaftlich
Das Martinzentrum ist sehr gut erschlossen: Nah von Bus, Autobahn, Einkaufsmöglichkeiten, Grünflächen und Ausflugsmöglichkeiten. Auch nach dem Umbau fügt sich der stadtnahe Seniorenbetrieb harmonisch ins Quartier ein. «Die meisten unserer Bewohnenden kommen aus der Stadt Thun», weiss Sarah Schneider. Sie freut sich: «Wir sind sehr gut ausgelastet – man kennt und schätzt uns.» Die Betriebsleiterin betont aber auch gleich mit Nachdruck: «Alles hier ist nur mit Personal möglich!» Motivierte und qualifizierte Leute, die einen sinnvollen Beitrag an die Gesellschaft leisten wollen, sind sehr willkommen.
Das Martinzentrum pflegt einen bedürfnisgerechten, individuellen Umgang mit seinen Bewohnenden. Schneider beschreibt ihn so: «Wenn jemand zum Beispiel gerne früh aufsteht oder abends duscht, machen wir dies möglich.» Zudem legt der Betrieb in der Küche Wert auf regionale Partnerschaften und ausgewogene Mahlzeiten. Die Grundwerte wie Respekt, Toleranz und Kooperation werden natürlich gepflegt und gelebt. Mit Aktivierungsprogrammen, Coiffeur, Podologie, Filmnachmittagen, periodischen Rikscha-Fahrten, Buchvernissagen und Geschichtenerzählen – «louft geng e chli öpis hie».
Barbara Marty
Zahlen und Fakten
Gesamtbauzeit: 28 Monate
Baukosten: 30 Millionen Franken
Flächenerweiterung: 1400 Quadratmeter
Anzahl Pflegezimmer: 103
Betreutes Wohnen: 6x 1½-Zimmer-Wohnungen
Über die Stiftung
Zweck der WiA – Wohnen im Alter ist die Schaffung und der Betrieb von Wohn- und Betreuungsangeboten für betagte und pflegebedürftige Menschen. Die WiA – Wohnen im Alter führt die Seniorenbetriebe Sonnmatt und Martinzentrum in Thun.
Stiftung WiA – Wohnen im Alter
Martinstrasse 8, 3600 Thun
Telefon 033 227 27 77, www.wia-thun.ch
Tag der offenen Tür:
Samstag, 17. September 2022, von 10 bis 15 Uhr