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Wo Berner Oberland und Emmental zusammenkommen

  08.12.2022 Reportagen

Buchholterberg ist die grösste Gemeinde auf der rechten Zulgseite. Die typische Streusiedlung ist ein landschaftliches Kleinod: auf der Sonnenseite, oberhalb der Nebelgrenze, öffnet sich hier ein imposanter Weitblick von Hohgant bis Gantrisch – mit wertvollen Moorlandschaften von nationaler Bedeutung im Wachseldornmoos.

Den Leuten am Buchholterberg wurde in früher Zeit öfters nachgesagt: «etwas verwildert zu sein, doch zum Glück und mit staatlicher Hilfe konnte 1835 im Dorf Heimenschwand die Kirche eingeweiht werden», erzählt Patrick Lüthi, Gemeinderat und Leiter des Ressorts Betrieb, schmunzelnd. Ab da gingen die Buchholterberger:innen sonntags nicht mehr zwei Stunden zu Fuss auf dem «Chiuchwäg» über Bleiken bis nach Oberdiessbach, um den Gottesdienst zu besuchen – oder eben auch nicht. Beat Schwendimann, Vize-Gemeindepräsident und Leiter des Ressorts Ver- und Entsorgung, hakt nach: «Wir sind eine Streusiedlung – uns fehlt das örtliche Zentrum.» Nach einem Dorf mit Namen Buchholterberg sucht man denn vergeblich. Buchholterberg ist eine Hügelzone auf der Sonnseite, am rechten Talhang und reicht von der Rothachenschlucht bis hinauf zum Schindelberg. Die Hauptsiedlung ist Heimenschwand. Die Ortsteile heissen u.a.: Dorf, Badhaus, Heimenegg und Wangelen.

Im Dorf Heimenschwand gibt es nicht nur die Kirche und die Gemeindeverwaltung. Beim Volg und der Bushaltestelle hat es einen aparten Blumen-Höck mit Café, sowie eine Käserei und ein Altersheim. Zwar findet man in ganz Buchholterberg kein Restaurant, um abends essen zu können – «doch hadert damit niemand», weiss Beat Schwendimann. Hier haben die meisten Haushalte mindestens ein Auto. Die Stadt Thun ist von Heimenschwand in zirka 15 Autominuten zu erreichen. Der STI Bus legt die Strecke stündlich in knapp dreissig Minuten zurück. Für die Nachtschwärmer:innen fährt freitags und samstags ein Moonliner. «Wir sind verkehrstechnisch vernünftig erschlossen», bestätigt Schwendimann.

Vielfältiges Grenzgebiet
Der bernische Mundartdichter Rudolf von Tavel (1866– 1934) beschrieb die Gegend am Buchholterberg treffend und bildhaft: «Das stille Land hinter der Fluh, wo Oberland und Emmental über harte Nagelfluhkämme hinweg, in verschwiegenem Tann, die Hand sich reichen.» Eigentlich fühlen sich die Buchholterberger:innen heute im Berner Oberland, und doch gehörte man geschichtlich einmal zu Konolfingen – «wir sind nach wie vor auch nach Oberdiessbach orientiert, und im 2017 feierten wir bei uns das Emmentalische Schwingfest», schwelgt Schwendimann. Er selber ist zugezogen. Doch hat ihn der für Buchholterberg charakteristische Spirit längst in den Bann gezogen. So erging es wohl auch dem SCB-Eishockeyspieler Beat Gerber: Er wohnt in Heimenschwand, ebenso der fleissige Kranzsammler, Schwinger Thomas Sempach.
Die beiden Gemeinderäte berichten weiter: Es habe früher viele kleine, umtriebige Gewerbetreibende gegeben. Darunter waren Geschäfte mit Stoffen, Hüten, Backwaren, Lebensmitteln, sowie Uhrenmacher, Schuhmacher, Sattler und Schmied. «Den Menschen ging es um Autonomie – ja, sie pflegten diese sogar im eigenen Ortsteil. So wichtig war ihnen ihre Unabhängigkeit. «Der Buchholterberg war einmal eine der ärmsten Gemeinden im Kanton Bern», erzählt Patrick Lüthi. Doch daran erinnert heute nur noch die Dorf-Chronik, und die Kirche gehört seit 1960 den Buchholterberger:innen – ihre gängigen Familiennamen sind etwa: Antenen, Bachmann, Gugger und Imhof.

Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. Zwar ist der Strukturwandel etwas abgeflacht, doch ist er noch im Gange. Die meisten Landwirte sind zusätzlich erwerbstätig. Mit den Dienstleistungen und Angeboten des hiesigen Gewerbes kann man noch heute sein Haus vollumfänglich mit regionalen Handwerksbetrieben bauen.
Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort im Jahr 1238. Die Rede ist von einem Ritter namens Chonradus de Bucholtron. Man geht davon aus, dass der Clan der Ritter von Bucholtron in einem Steinhaus gelebt hat, da im Ort von einer Burgruine jede Spur oder gar Überreste fehlen. Ein weiteres Mal wird die Gegend 1257 erwähnt, als Graf Ulrich von Buchegg hiesige Güter aus seinem Besitz an Johannes von Wichtrach und an Rudolf von Diesbach verkaufte. Dabei ging es gemäss Dorf-Chronik um die Landflecken Heimberg, Churzenberg, Buchholterberg, Röthenbach und Schallenberg.
Das Wappen: In Rot auf grünem Boden eine ausgerissene grüne Buche mit silbernem Stamm. Ursprünglich war der Name Buchholtern, was dem althochdeutschen Pflanzennamen Buchholter – schweizerdeutsch für Buech-Holder – entspricht. Der Gemeindename in heutiger Form tauchte 1322 zum ersten Mal auf, was diesen Sommer am Buchholterberg für ein rauschendes Fest sorgte.

Ohne Fleiss keine 700-Jahr-Feier
Vorab ging ein Muni, gefolgt von reich geschmückten Kühen: die für die Gegend bedeutsamen Tiere führten den Festumzug durch Heimenschwand an. Zum 700-Jahr-Jubiläum zeigten 22 Bilder stimmungsvoll und eindrücklich die Vielfalt von Vereinsleben, Schule und Gewerbe. Sich selber zu feiern, ist so eine Sache. «Doch als wir für die Jahrhundertfeier die Buchholterberger:innen im Boot hatten, halfen alle begeistert und engagiert mit», schwärmt Patrick Lüthi als OK-Mitglied von den Vorbereitungen zur Feier. Er betont: «Die Menschen sind hier sehr fleissig und «gwärchig»!»
Patrick Lüthi weiss es – auch er ist durch und durch ein Buchholterberger. Er wohnt mit seiner Familie im Ort und unterrichtet die Neuntklässler am Oberstufen-Zentrum (OSZ) in Unterlangenegg. Vor 25 Jahren begann er seine Karriere als Lehrer in der Schule im Badhaus. Er erinnert sich: «Lange Zeit unterhielten wir drei Schulhäuser: das Badhaus, das Bruchenbühl und das Schulhaus Wangelen.» Vor ungefähr zehn Jahren fokussierte man schliesslich zusammen mit der Nachbarsgemeinde Wachseldorn auf nur mehr einen Schulstandort: das Badhaus mit der Basisstufe ab vier Jahren bis zur zweiten Klasse und der Mittelstufe für die Dritt- bis Sechstklässler:innen. Danach gehen alle Schüler:innen ins Oberstufenzentrum nach Unterlangenegg zur Schule.

Sanftes Wachstum – beliebtes Erholungsgebiet

Das stille Land mit seinen Hügeln und Wäldern bietet eine Siedlungsfläche von gut fünf Prozent. Im östlichen Gemeindegebiet liegt das Wachseldornmoos – eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung. Wanderrouten locken im Sommer, sowie Langlaufloipen/Skilift und Winterwanderungen im Winter. Dabei stösst die Gemeinde mit Parkplatzmöglichkeiten für Besuchende an Grenzen. Dass lediglich ein sanftes Wachstum möglich ist, liegt also auf der Hand. Zwar sind neue Überbauungen wie die im Rohrimoos, für junge Familien attraktiv, und das Interesse an Wohnraum wäre gross. «Doch sind wir eingeschränkt – bis 2030 dürfen wir laut raumplanerischen Vorgaben jährlich um 30 Personen wachsen, sagt Beat Schwendimann.»

Gemeinschaftlich bestärkt
An der jüngsten Gemeindeversammlung Ende November konnte ein weiterer Meilenstein in der Buchholterberger Geschichte gesetzt werden: Der Wasserverbund rechtes Zulgtal wurde einhellig genehmigt. «Es kamen fast viermal so viele wie üblich – 160 Stimmbürger:innen besuchten die Versammlung», informiert Beat Schwendimann, überwältigt. Sichtlich erfreut ist man auch über den neuen Gemeindepräsidenten Simon Reber. Er wird das Präsidium ab Januar antreten und im Gemeinderat frisch mitwirken. Neben ihm wurden zwei weitere Gemeinderäte gewählt: Sandra Bieg und Patrik Sigrist. Die Neuen werden aufgrund verschiedener personeller Abgänge sehnlichst erwartet. – Möge die Freude an der Arbeit die Buchholterberger:innen auch im kommenden Jahr begleiten!
Barbara Marty

Zahlen und Fakten

Gemeinde: 3615 Buchholterberg
Einwohner:innen: 1511
Fläche: 1534 ha
Wald: zirka 520 ha
Höchster Punkt: 1196 m ü. Meer –
Schafeggwald
Steuerfuss: 1.80% www.buchholterberg.ch

 

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