Die Thuner Fasnacht ist im Anmarsch
19.01.2023 ReportagenNach drei Jahren Pause findet heuer die Thuner Fasnacht wieder statt. Unter dem Motto: «Scho lang här» startet der Anlass am 26. Januar zum 28. Mal seit 1995. Ein Resümee mit dem Obergring der Thuner Fasnachtsfreunde Thomas Burkhart und einige rückblickende Impressionen als Vorgeschmack.
In Thun hat es viele «Gringe» (berndeutsch für: Köpfe) – das liegt in der Natur einer Stadt. Seit dem 16. Jahrhundert ist der Grind bzw. Gring im Alemannischen im Sprachgebrauch. Das Schweizerdeutsche Wörterbuch stuft um 1880 seine Verwendung als «derb» ein: mit Ausnahme von Bern, Entlebuch und Solothurn, wo das Wort «nicht eben als anstössig» gilt. Wohl nirgendwo gibt es so viele Gringe wie rund um die Thuner Fasnacht, wo es den Ausruf: «Gring hoch!» Gringerat, Obergring, Ungergring, Gringegarde, Gringsinia und Gringli gibt. Das Gringli ist seit 1999 das Thuner Fasnachtssymbol und Maskottchen – das Thun Schloss, dargestellt als narrenhaftes Wesen mit übergrosser Nase. Darauf freuen sich alle Fasnächtler:innen, Närrinnen/ Narren und Freunde der Thuner Fasnacht: Am 26. Januar startet heuer mal wieder Thun’s närrische Zeit von drei Tagen und drei Nächten. Obligat eröffnet wird am Donnerstagabend mit der «Iichüblete» auf dem Thuner Rathausplatz. Am Freitag setzen den Glanzpunkt: die Schnitzelbänke. Der Samstag steht tags hindurch im Zeichen der Kinderfasnacht. Die Nacht gehört dann dem uferlosen Narrentum, und es darf gefeiert und getrötet werden, was das Narrenherz begehrt. Den Abschluss macht am Sonntag der Umzug mit über 50 Bildern von Fastnächtler:innen aus der ganzen Schweiz: startend ab Grabengut, von wo es farbenfroh durch die Stadt geht. So vertreibt man nicht nur den Winter, sondern feiert seit jeher auch die baldige Ankunft des Frühlings.
Was gibt’s Neues?
Bereits im August starten die Vorbereitungen für die Fasnacht im Jahr darauf. «Wir haben monatliche Sitzungen und dazwischen individuelle Treffen», sagt Thomas Burkhart, Obergring der Thuner Fasnachtsfreunde. Befragt zu den Kostümen erklärt er: «Unsere Aktuellen haben wir schon einige Jahre und lassen sie bei Bedarf durch ein Nähwerk reparieren oder ergänzen – letztes Mal kamen neue Gilets dazu.» Schliesslich ist man weitherum bekannt! So heisst es allenthalben, wenn die Thuner Fasnachtsfreunde auf Besuch in Luzern, Bassersdorf, Urdorf oder Winterthur auftauchen: «Schaut, die Thuner:innen sind da!»
Heuer lautet das Motto der Thuner Fasnacht: «Scho lang här». Damit wird Bezug genommen auf das langersehnte bunte Treiben, das wieder stattfinden darf. Die Ideen kommen jeweils basisdemokratisch zumeist im Gringerat zustande. – Und was gibt’s Neues? Darauf der Obergring: «Die Schnitzelbanksoirée findet in sechs Lokalen statt – und zwei sind frisch dazu gekommen.» Er und seine Fasnachtsfreunde freuen sich zudem, eine neue Schnitzelbankgruppe begrüssen zu dürfen: «D’Tüpflischysser» aus Bern. Das frühzeitige Tisch reservieren könnte sich heuer mehr denn je lohnen! Ausserdem hat es am Freitag mehr Guggen auf den Bühnen. «Trotzdem mussten wir nicht wenigen eine Absage erteilen, weil wir das Limit rasch erreicht haben.»
Fasnächtler seit Kindesbeinen
Möglicherweise liegt Thomas Burkhart die Fasnacht einfach im Blut: «Mein Onkel hat in Bassersdorf die Kinderfasnacht auf die Beine gestellt», erzählt der da Heimatberechtigte stolz. Burkhart ist in Hünibach aufgewachsen und wohnt heute in Hilterfingen. Sein Bruder Jürg ist Ehrenpräsident der Thuner Fasnachtsfreunde, davor war er viele Jahre aktiv im Gringerat. Thomas Burkhart über sich: «Ich bin nicht musikalisch und auch in keiner Gugge!» Sein Fokus liegt auf dem Organisatorischen. Und wie geht die Familienära weiter? «Meine Tochter (21) ist in der Gringegarde und singt», sagt Burkhart. Auch beim Sohn (18) kübelt es: «Er spielt Schlagzeug und Gitarre, aber nicht an der Fasnacht.» – Also, los: Plakette her, «Gring hoch!» und auf zum grossen Narrentreffen der Fasnachtsfreunde in Thun mit strahlenden Kinderaugen, viel Klamauk und noch mehr Konfetti! Barbara Marty