Rotweiss Thun: Den Nachwuchs pflegen und in die Zukunft blicken

  07.09.2023 Sport-Reportagen

Im Jahr 1970 wurde Rotweiss Thun, lange Zeit der einzige reine Frauen-Handball-Club im Berner Oberland, gegründet. Niemand ahnte damals, wie steil der sportliche Weg der Thuner Frauen nach oben zeigen sollte. Seit genau 30 Jahren gehören die Thunerinnen der obersten Spielklasse, der Spar Premium League, an.

An der Spitze des Vereins steht mit Ursula Haller eine ehemalige Thuner Stadträtin und Gemeinderätin, Berner Grossrätin und Nationalrätin. Sie ist eine Frau, die auch nach ihrem Rückzug von der politischen Bühne vor Tatendrang sprüht und voller Ideen ist – zum Wohl ihres Liebkinds, des DHB Rotweiss Thun, den sie seit 2017 präsidiert. In den Gründerjahren selbst für kurze Zeit Handballerin, weiss sie, wovon sie spricht. Sie kennt die Sorgen und Nöte der Spielerinnen, die alle mindestens zu 70 Prozent einer Arbeit nachgehen und die finanziellen Engpässe, mit denen ein Klub in einer Region zu kämpfen hat, in der sich mehr als hundert Vereine um die Unterstützung von Sponsoren und Gönnern konkurrenzieren.

Viele Herausforderungen
Ursula Haller ist sich bewusst, dass dem Verein grosse Aufgaben bevorstehen. Die Herausforderungen sind zahlreich. «Wir müssen den Vorstand erweitern, unter anderem gilt es Personen zu finden, die sich um die vakanten Ressorts Spitzensport und Kommunikation kümmern, wir wollen auf Social Media präsent sein, die bestehenden Sponsoren pflegen und neue finden, damit die Finanzen im Gleichgewicht bleiben und schliesslich gilt es auch, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für mich zu suchen, denn ewig kann und will ich nicht Präsidentin bleiben.» Wer die ehemalige Nationalrätin kennt, weiss, dass sie eine Macherin mit einer stets klaren Meinung ist, das mussten auch ihre politischen Gegenspieler erfahren. Sie hasst halbe Sachen und plant deshalb die Zukunft ihres Vereins minutiös. So gibts in nächster Zeit bereits lockere Gespräche mit Wacker Thun über eine mögliche noch engere Zusammenarbeit und selbstverständlich liegt ihr auch das Wohl ihrer Spielerinnen, die alle zu 70 bis 80 Prozent arbeiten, am Herzen. Wohnungssuche und Aufenthaltsbewilligungen für ausländische Spielerinnen, Hilfe bei der Suche von Arbeitsplätzen, dem allem nimmt sich Ursula Haller an, dank ihres grossen Beziehungsnetzes nicht selten auch mit Erfolg. «Wir wollen neue Wege gehen, die Zukunft aktiv diskutieren und den Spielerinnen an einem wunderschönen Ort auch eine Perspektive fürs Leben bieten», so die umtriebige Präsidentin. Und noch ein anderes Problem bereitet dem Verein Sorgen. Rotweiss Thun fehlen Schiedsrichter, weshalb das Budget in jedem Jahr mit vom Verband ausgesprochenen Bussen belastet wird.

«Wir wollen in die Top 6»
Fabiola Hostettler, Kreisläuferin und Kommunikationsverantwortliche in Personalunion, spricht aus, was den ganzen Verein auszeichnet. «Handball ist meine Familie, ich freue mich auf jedes Training.» Nach einer studienbedingten Abwesenheit ist die Kreisläuferin voll motiviert seit zwei Jahren mit hohen Ambitionen zurück im Team. «Die letzte Saison wollen wir raschestmöglich vergessen und in diesem Jahr besser abschneiden. Die Leistungen in den bisherigen Testspielen lassen darauf schliessen, dass uns dies auch gelingen wird. Wir wollen unter die Top 6 und hoffen auf die Playoffs der Top 4, doch das liegt noch in weiter Ferne. Ohne Verletzungspech sollten wir unsere Ziele erreichen», sagt die Frau, die seit Kindsbeinen die rot-weissen Farben trägt. «Im Verein herrscht Aufbruchstimmung, die Energie ist da, ich blicke zuversichtlich in die Zukunft.» Dass neben Chefcoach Jakub Szymanski und sämtlichen Trainern im Nachwuchsbereich auch die Präsidentin grossen Anteil am gut funktionierenden Verein hat, ist für Fabiola Hostettler klar. «Ursula Haller macht das echt gut. Sie hat Freude und Spass, hält mit ihrer Meinung nicht zurück und eckt deshalb hin und wieder an, doch sie führt uns auch an der langen Leine, lässt uns in vielen Bereichen machen und ist stets offen für neue Ideen.» Pierre Benoit

 


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