SCHWINGER BERNHARD KÄMPF: BEREIT FÜR NEUE GROSSTATEN

  04.04.2024 Sport-Reportagen

95 Kränze hat Bernhard Kämpf bisher erschwungen und auf dem Brünig eines der prestigeträchtigsten Schwingfeste gewonnen. Dreimal liess er sich als Eidgenosse feiern. Seine Erfolgsliste ist lang, doch der Sigriswiler ist nach wie vor ehrgeizig und mit viel Leidenschaft dabei. Frei nach dem Motto: «Lebe, was du liebst.»

Vor kurzem ist bekannt geworden, dass das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2028 in Thun stattfinden wird. Bernhard Kämpf wird dann 40 Jahre alt sein. Ist das für ihn ein Grund, seine Karriere zu verlängern? Der stärkste Thuner Schwinger äussert sich verständlicherweise zurückhaltend. «Bis 2028 geht es noch lange und es ist nicht klar, ob ich dann überhaupt noch schwinge. Bin ich plötzlich doch noch aktiv und habe das Gefühl, dass ich um einen Kranz schwingen kann, wäre meine Teilnahme nicht ausgeschlossen, aber ich muss eine realistische Chance sehen, sonst überlasse ich den Platz lieber einem Jungen.»
Nach 1956 wird das Eidgenössische zum zweiten Mal in Thun stattfinden. Vom 25. bis 27. August 2028 greifen die «Bösen» auf dem Waffenplatz zusammen – mit oder ohne Bernhard Kämpf – die Frage bleibt vorerst offen. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, mit Schwingerkönig Matthias Glarner an der Spitze, der in der Funktion als OK-Präsident Albert Rösti nach dessen Wahl in den Bundesrat ersetzt. Wir unterhielten uns mit dem 95-fachen Kranzgewinner im Schwingkeller des SK Worblental, wo er unter den gestrengen Augen von Michel Olivari zusammen mit den bösesten Bernern einmal in der Woche hart trainiert.
Im letzten Dezember musste sich Bernhard Kämpf einen Nabelbruch operieren lassen. Seit kurzem ist er wieder bei vollen Kräften und muss sich in den Trainings nicht mehr schonen.

Wann sind Sie erstmals mit dem Schwingsport in Kontakt gekommen?
Ich war erblich vorbelastet. Mein Grossvater und mein Vater waren Schwinger und auch meine Brüder Marcel und Alexander sind aktiv. Da lag es nahe, dass schon zu Hause geschwungen wurde. Schwingen hat in unserer Familie eine grosse Tradition.

In welchem Alter begannen Sie, an Schwingfesten teilzunehmen?
Da war ich erst etwa sieben Jahre alt.

Im Schwingklub Thun sind Sie klar der stärkste Schwinger. Jeweils am Montag trainieren Sie während der Vorbereitung und der ganzen Saison in Bern mit den stärksten Bernern. Wie wichtig sind diese Trainings für Sie? Ist das jeweils auch eine Standortbestimmung? Mit Fabian Staudenmann, Adrian Walther, Matthias Aeschbacher, Remo Käser, Ruedi Roschi, Michael Moser, Lario Kramer, Kilian Wenger, Lars Zaugg und Curdin Orlik sind dort ja wirklick nur die ganz «Bösen» dabei.
Diese Trainings einmal in der Woche sind sehr wichtig. Einmal in der Woche steht auch ein Training mit allen Oberländern auf dem Programm und zweimal im Monat trainieren alle Berner unter der Leitung des Kantonalverbands. So kommen je nach Woche drei bis vier Trainings zusammen. Mehr ist nicht möglich, denn ich habe auch eine Familie und arbeite zu 100 Prozent auf der Gemeindeverwaltung Sigriswil.

Acht Mal findet man im Schwingklub Thun Schwinger mit dem Namen Kämpf. Sind alle mit Ihnen verwandt?
Nein, bei uns im Klub heissen einfach viele Kämpf. Marcel und Alexander sind meine Brüder.

Am 14. Mai 2006 in Oberthal war es am Emmentalischen soweit. Sie gewannen Ihren ersten von bisher 95 Kränzen. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit diesem Fest?
Nur gute Erinnerungen. Die Treichel, die ich als Preis mit nach Hause nahm, hat noch heute einen Ehrenplatz.

Auf dem Brünig feierten Sie vor neun und sieben Jahren Ihre bisher grössten Erfolge. 2015 bezwangen Sie im 6. Gang den fünffachen und damals schon dreifachen Eidgenossen Christian Schuler mit der Maximalnote. Dann ging das grosse Warten los, weil Sie ein Sieger des Schlussgangs Glarner – von Ah überholt hätte. Wie erlebten Sie diese 14 Minuten?

Benji von Ah präsentierte sich an diesem Tag in blendender Verfassung. Auch Matthias Glarner war in Hochform und beide wollten natürlich nahe ihrer Heimat unbedingt gewinnen. Nach meinem letzten Gang war mir zuerst gar nicht bewusst, dass ich erben könnte. Den Schlussgang habe ich verfolgt und gegen Ende fühlte ich, was möglich war und wurde etwas nervös.

Ein Jahr darauf stellten Sie im Schlussgang gegen Thomas Sempach und wurden Zweiter, 2017 gewannen Sie dann nach einem gestellten Schlussgang gegen Kilian Wenger ein zweites Mal. Der Brünig scheint Ihnen zu liegen.
Ja, ich konnte nach dem Erfolg im Jahr 2015 bei den beiden nachfolgenden Austragungen den Sieg bestätigen.

2019 waren für Sie das bisher erfolgreichste Jahr. Siege am Mittelländischen, Oberaargauischen und Oberländischen. Was ist in diesem Jahr möglich?

Mein Ziel ist es, fünf Kränze zu gewinnen, um so die 100-Kranz-Marke zu knacken. Ich werde am Mittelländischen, Oberländischen, Seeländischen und Jurassischen dabei sein, dazu am Kantonalen, den Bergfesten auf der Rigi und dem Brünig und als Gast auf der Schwägalp. Sollten die Resultate wunschgemäss ausfallen, kommt dazu das Jubiläumsschwingfest 125 Jahre Eidgenössischer Schwingerverband in Appenzell. Pierre Benoit


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