Traditionelles Handwerk in der Region

  10.10.2024 Reportagen

Traditionelles Handwerk. Woran denken Sie dabei? An eine verstaubte, überstellte und knapp beleuchtete Werkstatt? An eine ungeordnete Sammlung abgegriffener Werkzeuge auf einer alten Werkbank? Oder an den ergrauten Mann, der mit einer dunklen Schürze bekleidet vornüber gebeugt ein Werkteil bearbeitet? Ist das die Realität oder eine – vom Begriff «traditionell» fehlgeleitete – antiquierte Vorstellung?

Eine Begriffsdefinition von traditionellem Handwerk sucht man vergebens. Entweder stösst man auf die Definition des Handwerks oder dann auf die der Tradition. Um etwas über die Kombination zu erfahren, muss ausdauernder gesucht werden. Eine umfassende Schweizer Studie gibt Aufschluss. Sie wurde im Auftrag des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie und des Bundesamts für Kultur in Auftrag gegeben. Die Schweiz hat sich zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes der UNESCO verpflichtet, das Bestreben des Fortbestandes zu unterstützen. Die Studie liefert neben der Begriffserklärung beeindruckende Zahlen sowie Tendenzen hinsichtlich Perspektive. Sie geht aber auch auf beeinflussende Faktoren und regionale Unterschiede ein. Das Berner Oberland beispielsweise ist bekannt für die Töpferei, die Holzschnitzerei oder die Glockengiesserei. Die Möbel- und Bauernmalerei wird dem Appenzell und die Uhrenherstellung dem Jurabogen zugeordnet.

Ein Handwerk wird dann als traditionell bezeichnet, wenn es schon vor der Massenproduktion 1950 in einer ähnlichen Form ausgeübt wurde. Zur Einteilung in Gefährdungsstufen werden vier Gruppen definiert: geringe, mittlere und hohe Gefährdung oder ausgestorben. Von den knapp über 300 gelisteten traditionellen Handwerken, sind gut 100 nur gering gefährdet, etwa 80 sind der hohen Gefährdungsstufe zugeteilt und 23 Handwerke sogar komplett ausgestorben, wie beispielsweise der Flösser, die Leimsiederin, der Spiegelschleifer oder der Ringpanzerschmied. Die Ursache für die Gefährdung liegt im Wesentlichen in global technologischen Entwicklungen und fortschreitender Automation.

Jedoch gewinnt die manuelle Individualanfertigung wieder an Bedeutung. Die Begeisterung für traditionelles Handwerk rührt zum einen daher, dass die Fähigkeit, beginnend beim Ausgangsmaterial über sämtliche Planungs- und Verarbeitungsschritte bis hin zum Absatz, ein komplexer und nahtloser Prozess darstellt. Diese Umsetzung erfordert viele verschiedene und meist in einer Person oder in einer Familie gebündelte Kompetenzen. Nicht zuletzt auch die Einschätzung des Marktes sowie die Entwicklung der Kundenbedürfnisse, können existenzbeeinflussende Faktoren darstellen.

Aber stärker angezogen fühlen wir uns von der Leidenschaft, mit welcher die Protagonisten und Protagonistinnen ans Werk gehen. Nicht selten werden die Fertigkeiten mangels Ausbildungsangebot von Generation zu Generation überliefert und mit viel Hingabe Kleinmengen oder gar Einzelstücke angefertigt. Die Nachfrage nach reparaturfähigen, von Hand gefertigten und nachhaltig hergestellten Unikaten, steigt. Diese Produktionsweise wird definitiv als eine Aufwertung verstanden, auch oder gerade weil sie sich nicht jeder leisten kann. Dennoch, das Absatz-Segment bleibt meist schlank.

In dieser vorweihnachtlichen Quadrologie laden wir Sie ein, einzutauchen in die Faszination des traditionellen Handwerks. Es ist uns wichtig, das Bewusstsein für die Einzigartigkeit der Fertigkeiten und die Wichtigkeit des Fortbestandes zu stärken. Helfen Sie mit und finden Sie Ihre persönlichen Handwerks-Perlen. Sie wählen auf dem Coupon 4 der 10 Traditions-Handwerke aus. Die vier Meistgewählten stellen wir in unserer Advent-Reportage ab 28. November vor. Wir freuen uns auf eine spannende Reise durch die Handwerkskunst und unsere Region! Astrid Schmid


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