Wenn Bach am See zum Meer wird

  07.09.2023 Reportagen

B wie Bach. So steht ein inspirierender und seiner Form nach jährlich wechselnder Buchstabe B für die Bachwochen Thun, das Bachfestival am Thunersee – wenn jeweils im September an zwei Wochenenden zehn Konzerte mit Bezug zu Bach gespielt werden. Ein Blick hinter dieses facettenreiche B.

Seit Gründung der Bachwochen Thun vor 36 Jahren ist viel Wasser durch den Thunersee geflossen. So entwickelte sich bis heute aus der einstigen Konzertreihe in der Kirche Amsoldingen ein über die Region hinauswirkendes Festival mit mehreren Austragungsorten – nach wie vor mit Fokus auf Bach und die Barockmusik. Die Bachwochen Thun wurden 1987 von der amerikanischen Flötistin Besse Welsh ins Leben gerufen. Gründungsort ist die über tausendjährige, romanische Kirche in Amsoldingen, die für ihre stimmungsvolle Atmosphäre und einzigartige Akustik bekannt ist. Die Kirche gilt als einer der grossen Kraftorte der Schweiz.

Heuer starteten die Bachwochen Thun am 27. August 2023 ihre 34. Ausgabe und enden am Sonntag, 10. September 2023 mit dem Abschlusskonzert des Schweizer Jugendchors in der Stadtkirche. «Seit drei Jahren gehört der Chor dank einer Kooperation fest in unser Programm», erklärt der künstlerische Leiter Vital Julian Frey. Der Steffisburger Cembalist bekleidet dieses Amt seit Juli 2016. Gemeinsam mit Geschäftsführerin Séverine Payet, fünf Vorstandsmitgliedern und einem Team von rund 25 weiteren Mitwirkenden, verwirklichen sie die jährliche Eventserie im Sinn und Geist des grossen Barockmusik-Komponisten Johann Sebastian Bach. «Ohne grosses und viel ehrenamtliches Engagement wären die Bachwochen nicht realisierbar», ist sich Vital Julian Frey bewusst und wertschätzt das Mitwirken von jedem Einzelnen im Team.

Pro Saison finden rund zehn Konzerte von Klassik bis Jazz an zwei Wochenenden im September statt. Nebst den hochkarätig besetzten Darbietungen werden innovative Musikvermittlungsprojekte angeboten in Zusammenarbeit mit bernischen Musikschulen und der Hochschule der Künste Bern. Das Engagement für Kinder und Jugendliche ist den Festival-Macher:innen ein grosses Anliegen. Die Konzertprogramme vermitteln das Werk Johann Sebastian Bachs und seiner Familienmitglieder im Kontext mit anderen Komponisten und richten sich an Musikliebhaber:innen aller Altersgruppen. In diesem Jahr sind noch vier Konzerte zu geniessen – die Hinweise dazu sind hier im Anschluss und online.

«Nicht Bach, sondern Meer sollte er heissen»

Dieser Beethoven zugeschriebene Ausspruch, bringt Bach’s Wirken verspielt und bildhaft auf den Punkt. Denn seine Musik ist nie starr, sondern sie fliesst und breitet sich aus. Sie gilt in ihren Dimensionen als unergründlich wie ein Ozean – ja, sogar als universal. Zudem sind bei Bach zwei entscheidende Aspekte sehr zentral, die Vital Julian Frey so umschreibt: «Das Traditionelle zu ehren und zugleich mit Innovationen zu überraschen.» Darin und in der damit verbundenen Zeitlosigkeit sieht er «das Geheimnis des Zaubers von Bach.» Und in diesem Spannungsverhältnis will man mit den Bachwochen Thun im Fluss bleiben.

Bach inspiriert

Die Bachwochen Thun sind Garant für Qualität und Innovation, indem sie verbinden und anregen. «Weil die Musik von Bach einfach genial kreativ ist, bleibt sie zeitlos und inspiriert», sagt Frey. Er und sein Team überlegen sich stets neue Verbindungen und sind darum bestrebt, das Festival in der Region noch mehr zu verankern. So entstehen gewinnbringende Zusammenarbeiten mit lokalen Institutionen und «viel Dynamik für das Verbindende zwischen alt und neu, also hin zum Jungen und Modernen», beschreibt es der künstlerische Leiter. Er freut sich, im Team die «B-Marke» noch weiter auszuarbeiten. Den heutigen Festivalcharakter unterstreichen sowohl frische Austragungsorte als auch eine dichte Programmierung mit neuen Formaten. Dazu braucht es Strukturen. «So ein professionelles Festival muss auf mehreren Schultern getragen werden können», betont er und weiter: «Wir sind ein gut eingespieltes Team und Geschäftsführerin Séverine Payet ist unentbehrlich – denn die Vorbereitungen laufen das ganze Jahr.»

Bach fliesst

Im Zuge der Weiterentwicklung wurde unlängst das Erscheinungsbild der Bachwochen Thun erneuert; wobei auch hier Dynamik gelebt wird. So wird das B für Bach jedes Jahr von einem anderen Kunstschaffenden in Szene gesetzt. In diesem Jahr gestaltete das Schriftzeichen der Steffisburger Künstler Jakob Jenzer. An der Abendkasse und via Website sind davon nun Kunstkarten zu einem frei bestimmbaren Preis erhältlich. Der Kartenerlös geht vollumfänglich an die Stiftung Tabula Musica, die sich dafür stark macht, Musik und Kultur für alle zugänglich zu machen.
Neben Inhalt und Form ist das Wichtigste für ein Festival der Musik natürlich das Publikum. «Wir brauchen begeisterte Leute, die ihre Begeisterung mit anderen Leuten teilen – sozusagen persönliche Botschafter», unterstreicht Vital Julian Frey. Daher gibt es seit sechs Jahren die Bachfriends, ein lockerer Gönnerclub von aktuell rund hundert Freunden. Die Mitgliedschaft umfasst unterschiedliche Stufen, wobei man im Gegenzug unter anderem in den Genuss von Insider-Infos und einem Apéro am Thunersee kommt. «Ich habe grosse Freude und bin sehr gespannt, wie der Bach Richtung Meer weiterfliesst», schwelgt er. Dabei bleibt die Begeisterung für die Musik von Bach unverändert.
Barbara Marty


BachSpace:
Freitag, 8. September, 19.30 Uhr, Alte Oele Thun
Pre-concert Duettando:
Samstag, 9. September, 17.30 Uhr, Kirche Amsoldingen
Flashmob des Schweizer Jugendchors:
Samstag, 9. September, vormittags, Innenstadt Thun
Bach trifft Ysaÿe:
Samstag, 9. September, 18.45 Uhr, Kirche Amsoldingen
Abschlusskonzert Magnificat:
Sonntag, 10. September, 17.00 Uhr, Stadtkirche Thun

www.bachwochenthun.ch


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