Women’s EURO: Welches Gesicht zeigen die Schweizerinnen?

  26.06.2025 Sport-Reportagen

Welches Gesicht zeigt unser Frauen-Nationalteam an der Women’s EURO? Wo liegt die Wahrheit? Dies ist die grosse Frage, welche sich die Fans vor dem ausverkauften Startspiel gegen Norwegen im St. Jakob-Park stellen. Am 2. Juli fällt um 18 Uhr auch in Thun der Startschuss mit der Begegnung aus der Schweizer Gruppe A, Finnland – Island.

Zuletzt fehlte den Schweizer Frauen ganz klar die Konstanz. Ergebnisse wie das 0:4 gegen Frankreich oder das 0:6 gegen Deutschland geben wenig Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden der Schweizerinnen an ihrer Heim-EURO, doch dazwischen gibt es auch Hoffnung. Beim 0:1 in England oder in der ersten Hälfte in Island, zeigte das Team von Cheftrainerin Pia Sundhage, dass Potenzial vorhanden ist, um die Gruppenphase erfolgreich zu überstehen und sich für die Viertelfinals zu qualifizieren.

Was sagen die Resultate aus?
Die Cheftrainerin hat in den letzten Monaten vieles versucht, das Team immer wieder verändert und zahlreichen Spielerinnen mit keiner oder wenig Erfahrung auf internationalem Parkett die Möglichkeit gegeben, sich zu präsentieren. Die Jungen wie Sidney Schertenleib, Iman Beney, Smilia Vallotto oder Noemi Ivelj haben diese Chance gepackt und sich mit guten Leistungen für weitere Nominationen auch nach der EURO empfohlen. Aus dem Trainingslager frühzeitig abgereist ist Naomi Luyet. Sie verpasste beim Meister YB Frauen wegen einer Verletzung die gesamte Rückrunde und gab erst im zweiten Playoff-Finalspiel beim 2:1-Seig gegen die GC Frauen ihr Comeback. Offensichtlich ist sie in den Augen der Trainerin noch nicht fit genug, um an der EURO eine tragende Rolle spielen zu können. Sie wird YB verlassen und hat bereits einen Dreijahres-Vertrag beim deutschen Bundesligisten TSG Hoffenheim unterzeichnet.

Die Wichtigkeit der Erfahrenen
Dass sich einige Junge in den Vordergrund spielen konnten, ist auch im Hinblick auf die Zeit nach der EURO erfreulich. Doch vorerst bleibt die Hauptverantwortung bei den erfahrenen Spielerinnen. An ihnen liegt es, voranzugehen, die Jungen mitzureissen, sie zu führen und zu unterstützen. Die Mischung zwischen Erfahrung und Jugend muss stimmen, das weiss niemand besser als die Trainerin, die im Frauenfussball an Routine nicht zu übertreffen ist. In den letzten Tagen vor der EURO kam allerdings im Schweizer Kader Unruhe auf und kritisier-ten einige Spielerinnen die Art und Weise, wie Sundberg das Team führt. So soll in den Trainings auf angeschlagene Spielerinnen keine Rücksicht genommen worden und die definitive Selektion zu spät erfolgt sein.

Ramona Bachmann: Kreuzbandriss
Ramona Bachmann, eine der erfahrensten Spielerinnen des Schweizer Nationalteams (153 Länderspiele/60 Tore), erlitt im Training einen Kreuzbandriss und fällt für mehrere Monate aus. Damit verpasst sie auch die Women’s EURO.

Das sind die Schlüsselspielerinnen

Captain Lia Wälti, Arsenal WFC. Die Bernerin ist das Herz und die Seele des Teams.
Als Dreh- und Angelpunkt im defensiven Mittelfeld versteht sie es, das Spiel schnell zu machen oder zu verlangsamen, je nachdem, was gerade notwendig ist. Sie ist beidfüssig, hat das Auge für die Spielentwicklung und ist auf dem Feld der verlängerte Arm von Trainerin Pia Sundhage. In taktischer Hinsicht ist sie ein Fuchs, nach ihren Stationen in der Bundesliga ist sie bei Arsenal eine der wichtigsten Spielerinnen. Von ihr wird vieles, wenn nicht alles abhängen, ob die Schweiz eine erfolgreiche EURO bestreiten wird. In Sachen Spielübersicht erinnert Lia Wälti an verschiedene Weltklassespieler wie beispielsweise den Kroaten Luka Modric, Weltfussballer 2018 und sechsfacher Champions League-Sieger.

Ana-Maria Crnogorcevic, Seattle Reign FC. Obwohl die Thunerin im Oktober bereits 35 Jahre alt wird, hat sie von ihrer Schnelligkeit nichts eingebüsst. Wer sich das Palmares der Thunerin mit kroatischen Wurzeln anschaut, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schweizer Rekordnationalspielerin, Schweizer Rekordtorschützin, dreifache Champions League-Siegerin, viermal spanische Meisterin, dreifache spanische Cupsiegerin, Cupsiegerin in Deutschland und der Schweiz, Torschützenkönigin in der Schweiz – wir freuen uns auf das 75. Jubiläumstor der Stürmerin, die auch hin und wieder in der Abwehr eingesetzt wird. Sie versteht es, im Angriff ihre jungen Nebenspielerinnen zu lancieren und zeichnet sich durch eine ausserordentliche Teamfähigkeit aus. Eine kopfball- und abschlussstarke Zweigwegstürmerin, die auch aktiv ist, wenn sich der Gegner in Ballbesitz befindet.

Luana Bühler, Tottenham Hotspur WFC. Mit ihrem Wechsel von Hoffenheim in die englische Women’s National League hat die Chefin der Schweizer Abwehr nochmals einen Schritt nach vorne gemacht. Mit 29 Jahren befindet sie sich im besten Alter für eine Fussballerin, ist routiniert und doch noch spritzig und schnell. Mit ihrer Spielweise erinnert sie stark an den früheren Nationalspieler Patrick Müller, der die herausragende Gabe besass, jede Aktion des Gegners vorauszuahnen und stets am richtigen Ort zu stehen, noch ehe der Ball dorthin kam. Viel wird von ihrer Leistung abhängen, ob die Schweizer Abwehr die Stürmerinnen aus dem Norden wird in Schach halten können.

Pierre Benoit


Das Schweizer Aufgebot

Tor: Nadine Böhi (FC St. Gallen), Elvira Herzog (RB Leipzig), Livia Peng (SV Werder Bremen).

Verteidigung: Luana Bühler (Tottenham Hotspur), Viola Calligaris (Juventus Turin), Noelle Maritz (Aston Villa), Nadine Riesen (Eintracht Frankfurt), Julia Stierli (SC Freiburg).Verteidigung: Luana Bühler (Tottenham Hotspur), Viola Calligaris (Juventus Turin), Noelle Maritz (Aston Villa), Nadine Riesen (Eintracht Frankfurt), Julia Stierli (SC Freiburg).

Mittelfeld: Iman Beney (YB), Noemi Ivelj (GC), Sandrine Mauron (Servette), Géraldine Reuteler (Eintracht Frankfurt), Coumba Sow (FC Basel), Smilla Vallotto (Hammerby IF), Lia Wälti (Arsenal WFC), Riola Xhemaili (PSV Eindhoven).

Sturm: Ana-Maria Crnogorcevic (Seattle Reign FC), Svenja Fölmli (SC Freiburg), Alisha Lehmann (Juventus Turin), Alayah Pilgrim (AS Roma), Sydney Schertenleib (FC Barcelona), Leila Wandeler (Olympique Lyonais), Meriame Terchoun (FCO Dijon).

Trainerin: Pia Sundhage

Assistent/in: Anders Johansson, Lilie Persson

Torhütertrainerinnen: Nadine Angerer, Patricia Gsell

Athletiktrainer/in: Michel Kohler, Mélanie Pauli


Die Spiele in Thun

Mittwoch, 2. Juli, 17 Uhr:
Island – Finnland

Montag, 7. Juli, 17 Uhr:
Spanien – Belgien

Donnerstag, 10. Juli, 21 Uhr:
Norwegen – Island


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