Zwischen Stadt und Land – umrahmt von See und Berg

  01.02.2024 Reportagen

Die Stadt Thun gliedert sich in dreizehn Quartiere, jedes mit eigenen Besonderheiten. Im Gespräch mit Stadtpräsident Raphael Lanz über Charakter, Herausforderungen und Ziele, prägend für den gesamten Hauptort der Gemeinde Thun.

Neuzugezogene Stadt-Thuner/innen werden auf der modernen Website von Thun mit den herzlichen Worten begrüsst: «Willkommen in der Stadt Thun! Mit Thun als Wohnort haben Sie eine gute Wahl getroffen – Sie leben da, wo andere Ferien machen.» Thun gehört unbestritten zu den schönsten Schweizer Städten. Umliegend wird es aber unmittelbar ländlich, mit ebenso viel Charme. Sowohl die Stadt als auch ihr Umland üben eine grosse Anziehungskraft für das tägliche Leben aus. Zudem bieten sich ausserhalb der Stadttore vielfältige Möglichkeiten zur Naherholung. Kurzum: Am Wasser gelegen, von einer beeindruckenden Bergkulisse umgeben, lädt der Ort zum Verweilen ein. Und hat für jeden Geschmack etwas: ob Naherholung, Kultur, Sport, Einkaufen oder kulinarische Genüsse.

Die Restaurants, Plätze und Parks am Thunersee oder an der Aare verleihen dem Ort ein besonderes, mediterranes Flair. Einzigartig sind die Hochtrottoirs in der Oberen Hauptgasse der Altstadt. Die Hauseingänge und Schaufenster befinden sich in dieser architektonisch besonderen Gasse auf zwei Ebenen. In den warmen Monaten erblühen die Hochtrottoirs in üppiger Blumenpracht. Das Flanieren in der Oberen Hauptgasse ist denn ein Erlebnis für sich. Kulturinteressierte kommen mit einem breit gefächerten Veranstaltungsangebot sowie verschiedenen Museen und Ausstellungen auf ihre Kosten. Im Schadaupark beispielsweise gibt es das «Thun Panorama», das älteste erhaltene Rundbild der Welt.

Als markantes Wahrzeichen erhebt sich seit dem 12. Jahrhundert das Schloss Thun über den Dächern der Zähringerstadt. Es wurde unter den Kyburgern ausgebaut und von den Bernern im Jahr 1380 zusammen mit der Stadt übernommen. Funde belegen, dass bereits in der Stein- und Bronzezeit am Schlosshügel Menschen siedelten. Es waren Kelten, die den Flussübergang bewachten. Aus ihrer Sprache stammt auch der Ortsname – abgeleitet aus dem Keltischen «dunon», was «befestigter Ort» bedeutet. Den goldenen Stern im Wappen tragen die Thuner/innen seit 1476 als Auszeichnung für ihre Leistungen in der Schlacht bei Murten. Die geläufigen Familiennamen heutzutage sind Wenger und Straubhaar.

Seit 2011 ist Raphael Lanz Stadtpräsident von Thun. Als gebürtiger Thuner ist er hier stark verwurzelt und kennt die Gegend wie seine Westentasche. Wir haben mit dem nahbaren Politiker und Familienmensch ein sympathisches Gespräch geführt.

Herr Lanz, mit welchen Schlüsselwörtern würden Sie Thun prägnant beschreiben?
Hohe Lebensqualität, See, Berge – kurz: die schönste und lebenswerteste Stadt am Wasser.

Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Nicht direkt – es ist hier so abwechslungsreich: Wir haben eine lebendige Altstadt und erholsame Parks. Meine Jogging-Route führt zur Rabenfluh, da bin ich gerne und auch bei mir daheim. (lacht)

Wo sehen Sie derzeit Thuns grösste generellen Herausforderungen?
Thun hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Die Attraktivität unserer Stadt macht örtlichen Wohnraum äusserst begehrt. Wir haben schweizweit eine der niedrigsten Leerwohnungsziffern. Das führt dazu, dass insbesondere junge Leute und Familien Schwierigkeiten haben, Wohnraum zu finden. Da sind wir gefordert. Auch stösst das vorhandene Verkehrssystem zu Spitzenzeiten an seine Kapazitätsgrenzen.

Gibt es spezifische Projekte, die Sie derzeit beschäftigen?
Thun fokussiert sich zurzeit auf mehrere Arealentwicklungen. Ein zentrales Projekt ist «Freistatt», eine Neubausiedlung für bezahlbaren Wohnraum im Westquartier. Für diese ist bald eine Abstimmung geplant. Ausserdem schaffen wir für unsere Verkehrsfragen die Voraussetzungen für langfristige Lösungen.

Was macht Ihnen Freude im Alltag als Stadtpräsident?
Es ist eine vielfältige Aufgabe, das ist das Interessante. Mein Alltag umfasst Strategisches und Langfristiges genauso wie kleine, sehr aktuelle Probleme. Mir liegen zudem das Leiten der Gremien im Gemeinderat, sowie das gemeinsame Entwickeln von Lösungen. Und ich mag den direkten Kontakt zu den Bürger/innen.

Was verursacht dagegen Frust in Ihrem Amt?
Wenn wir versuchen, etwas Gutes zu tun, dann läuft etwas falsch und genau das Gegenteil trifft ein. Manchmal weiss man nicht, wo der Fehler lag – das ist ärgerlich.

Weniger Bürokratie ist eines Ihrer Anliegen. Wo haben Sie dieses Bestreben bereits umsetzen können?
Da gibt es viele Beispiele: Durch die ausgebauten Online-Möglichkeiten ist etwa unsere Verwaltung viel besser erreichbar. Wir haben über 100 Dienstleistungen auf unserer Webseite, die 24 Stunden verfügbar sind. Von der Hundetaxe bis zum E-Umzug kann der/die Bürger/in heute sehr vieles bequem von zu Hause aus erledigen.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil umschreiben?
Ich führe durch Überzeugen und Vertrauen. In unsere Mitarbeitenden setze ich ein hohes Mass an Eigenverantwortung. So schenke ich viel Vertrauen und lasse den Mitarbeitenden in ihrem Aufgabenbereich viel Spielraum. Das ist motivierend und führt zu guten Ergebnissen. Letztlich trage ich aber natürlich die Verantwortung.

Sie setzen sich u.a. für die Freiheit ein. Was bedeutet Ihnen die Freiheit?
Ich bin überzeugt: Wir brauchen es nicht, dass jeder Lebensbereich reguliert ist. Ich halte viel von Selbstverantwortung. Und die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, geht mit zu vielen Regeln und Gesetzen verloren. Doch nicht alles, was nicht verboten ist, ist auch sinnvoll.

Was macht eine/n vertrauenswürdige/n Politiker/in aus?
Verlässlichkeit, Offenheit und Vertrauenswürdigkeit. Als Politiker/in ist man dann vielleicht nicht so spektakulär, doch die Leute merken: auf die Person ist Verlass.

Authentisch zu sein, ist extrem wichtig: Was man sagt und was man macht, das sollte sich nicht widersprechen. Das Schlimmste für mich sind Politiker/innen, die eine Rolle spielen, um gewählt zu werden – oder Opportunisten.

Der Verwaltungskreis Thun ist bäuerlich geprägt. Wo spielt die Landwirtschaft aktuell in Thun eine Rolle?
Zonenrechtlich: so verfügen wir mit den Landwirtschaftszonen über wesentliche Flächen, die wir behalten wollen. Auch verpachten wir Land. Thun hat einen städtischen Teil und wird umliegend rasch sehr ländlich. Wir haben ein grosses Verständnis für die Landwirtschaft – sie macht fast einen Viertel der Flächennutzung aus.

Wie steht der Gemeinderat im Austausch mit den 30 Gemeindepräsident/innen im Verwaltungskreis?
Dazu haben wir verschiedene Gefässe, etwa den Entwicklungsraum Thun (ERT) mit regelmässigen Treffen. Oder den direkten Kontakt: Wenn etwas ist, einfach anrufen. Das funktioniert gut und unkompliziert.

Der Thuner Amtsanzeiger ist für Sie …?
Ich finde den Thuner Amtsanzeiger ein wichtiges Medium für den regionalen Zusammenhalt und die Identität. Im Amtsanzeigerverband sind wir Gemeinden zudem vereint und zusammengeschlossen. Die Publikation beweist, dass es auch in heutiger Zeit noch ein Printmedium braucht.

Worauf freuen Sie sich im 2024?
Generell freue ich mich, dass Thun sich hervorragend entwickelt. Wir werden viele weitere positive Schritte machen und gehen etwa mit Anlässen und Arealentwicklungen einen konstruktiven Weg.

Wo liegen Ihre Ziele für Thun?
Mein Hauptziel ist es, dass die Einwohner/innen gerne hier leben. Thun Nord, Innenentwicklung und Arealentwicklungen, sowie mehr Grün- und Freiflächen sind Schwerpunkte. Thun soll sich entwickeln, ohne dass die Identität der Stadt verloren geht.

Barbara Marty


Zahlen und Fakten

Gemeinde: Thun
Einwohner: 43’670
Fläche: 2157 ha
Wald: 400 ha
Höchster Punkt: 1172 m ü. M. – Egg
Steuerfuss: 1.72
www.thun.ch


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