Nicht alles ist Gold, was glänzt – ein Goldwäscher erzählt

  20.11.2019 Saisonmagazin

Nach einer Kanada-Reise in den 90er-Jahren erlag er dem Rausch und hat seine Goldgräber-Stimmung mit in die Schweiz genommen. Dreissig Jahre später blickt der Goldwäscher zurück – etwas ernüchtert und auch stolz.

Nach sieben Monaten in Kanada und dem spontanen, einmonatigen Aufenthalt bei einem Berufs-Goldwäscher im Yukon hatte es den damals 22-jährigen Schweizer gepackt - er war im Goldrausch. Da, wo ihn viele Männer bereits 1898 erlebten, in der wilden Gegend am Yukon River. Der gelernte Schreiner erinnert sich: «In Kanada habe ich meine ersten Nuggets, sieben bis acht Millimeter grosse, gefunden. Und beim Finden entsteht sie, die ganz spezielle Euphorie.» Dieses Gefühl könne man nicht in Worte fassen. Zwar sei da längst nicht alles Gold, was glänze. «Vieles ist ‚Chatzegold’, also Pyrit.» Wenn aber das neunzehn Mal schwerer als Wasser wiegende Edelmetall im gerillten Gummi der Flusbox hängen bleibt, dann sieht man das durchs Wasser sehr gut. «Nichts anderes sieht gleich aus, und du weisst schlagartig: es ist Gold.» Entweder in Form eines Korns oder Flitters, seltener als Nugget bleibt das begehrte Metall so hängen. Von einem Nugget spricht man bei einem Körnchen ab drei Millimeter – «ab einem ½ Millimeter Körnchen kannst du es sehen», sagt der heute fast gänzlich Entwöhnte, als Familienvater in Heimiswil lebende Marcel Mumenthaler.

Gold auch im Berner Oberland
«Als ich in die Schweiz zurückkam, habe ich mich orientiert, wo sich das Goldwaschen lohnt», erzählt er von seinen Anfängen. So kam er ins Napfgebiet, wo es das reinste Berggold gibt. Doch auch im Berner Oberland hat man Gold gefunden. Etwa in der Rotache, der Chise, der Cholere, im Riderbach und im Lombach. In Willisau im Entlebuch fand Marcel Mumenthaler schliesslich die Utensilien fürs Goldwaschen. Dazu ist die Flusbox (Schleuse) zentral. Rund um den Napf machte er erste Versuche, und ist auf der Luzernischen Seite, im Nebenfluss der Emme, in der Grossen Fontanne prompt fündig geworden. Damit begann seine jahrelange Leidenschaft nun auch in der Schweiz.

Da muss noch mehr sein
Der Goldrausch geht also einher mit einem inneren Getriebensein und mit viel Spannung. Davon weiss Marcel Mumenthaler ein Lied zu singen: «Als ich mein erstes daumengrosses Nugget fand, hatte ich das Gefühl, am nächsten Tag kommt der grosse Fund.» Und es ging los mit: Noch eine bessere Stelle zu erreichen, noch mehr zu finden – denn irgendwo musste doch noch ein grösseres Nugget im Grammbereich sein, so der Traum.
Doch das ist nie eingetroffen, und mit der Zeit legte sich bei ihm etwas die Euphorie, und die Erlebnisse in der Natur im Tipi und am Lagerfeuer rückten verstärkt in seinen Fokus. Oft sei er mit Gleichgesinnten zehn Tage lang am Flusslauf geblieben. Und was gräbt und wäscht man so an einem Tag? Darauf antwortet er: «Nach fünf bis sechs Stunden schaufeln auf einer Kiesbank, wo sich das Gold ablagern kann, kommt durchschnittlich, wenn du Glück hast, zwischen 0,3 bis 0,5 Gramm zusammen – es kann auch bis zu einem Gramm ergeben oder einfach nichts.»


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