Im Winter regenerieren viele Tiere – fliegen südwärts oder schlafen durch

  12.12.2019 Saisonmagazin

Kurze Tage machen schläfrig, Tiere wehren sich da nicht. Wer nicht wegfliegt, hat vorgesorgt oder kuschelt sich jetzt dicht beieinander mit der ganzen Sippe in der Höhle ein.

Welchem Impuls Winterschläfer beim Schlafengehen folgen, ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht, dass es nicht aufgrund von herbstlichen Temperaturen oder Nahrungsmangel geschieht. Vielmehr spielen dabei der Jahresrhythmus der inneren Uhr, hormonelle Umstellungen und die Tageslänge eine Rolle.

Harte Zeiten einfach verschlafen
Winterschlaf ist eine smarte Strategie, um strenger Witterung und Nahrungsknappheit zu entgehen. Anstatt wie die Zugvögel südwärts zu fliegen, Futter zu deponieren oder sich ein dickes Fell anzulegen, verschlafen Winterschläfer die kalte Saison und setzen dabei alle Lebensfunktionen auf Sparflamme. Man unterscheidet zwischen Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre. Echte Winterschläfer sind Murmeltiere, Igel, Fledermäuse, Siebenschläfer und Hamster. Sie senken ihre Körpertemperatur und alle Körperfunktionen massiv ab. Winterruhe ohne Stoffwechsel-Absenkung halten dagegen Dachs, Eichhörnchen, Waschbär und Braunbär. Winterruhen-

Eichhörnchen halten Winterruhe und dazwischen fressen sie aus ihren Futterdepots.

de Tiere sind häufig wach und wechseln die Schlafposition, Winterschläfer haben dagegen tage- bis wochenlange Schlafperioden. Amphibien und Reptilien fallen in eine Winterstarre. Als wechselwarme Tiere passen sich ihre Körper der Umgebungstemperatur an – und so erstarrt können sie für ihren Wärmehaushalt nichts tun.

Im Körper der Winterschläfer
Die Körpertemperatur von Murmeltieren fällt von 39 auf sieben bis neun Grad Celsius, der Herzschlag von 100 auf manchmal nur zwei bis drei Schläge pro Minute, die Atempausen werden minutenlang. Igel atmen statt 40 bis 50 Mal pro Minute noch ein bis zwei Mal, das Herz schlägt statt 200 noch fünf Mal pro Minute. Die Körpertemperatur sinkt von 36 Grad auf ein bis acht Grad Celsius. Fledermausherzen schlagen normal mit 240 bis 450 Schlägen pro Minute, im Winterschlaf noch 18 bis 80 Mal, zwischen zwei Atemzügen können 60 bis 90 Minuten vergehen.

Kuscheln hilft beim Energiesparen
Murmeltiere sind soziale Winterschläfer: Pro Bau ruhen bis zu 20 Tiere und wärmen sich. Das erhöht auch die Überlebenschancen der Jungen. Da Winterschläfer unbeweglich sind, verschliessen Murmeltiere ihren Winterbau mit Erde, Steinen und Polstermaterial. Murmeltiere legen keine Futterdepots an und gehen bereits im Oktober schlafen.
Igel schlafen von November bis April, wobei regionale Unterschiede vorkommen. Sie drosseln ihren Stoffwechsel auf noch ein bis zwei Prozent. Fällt die Körpertemperatur unter den Nullpunkt, setzt die Wärmebildung ein. Lebenswichtige Organe und Sinnesorgane funktionieren auch bei Kälte. Deshalb können Stö- rungen zum Erwachen führen. Um die begrenzten Fettspeicher zu schonen, sollten Winterschläfer möglichst wenig gestört werden. Hecken, Wiese und Gartenteich sorgen dafür, dass sich Winterschläfer im Herbst Winterspeck anfressen können. Stein- und Reisighaufen sind zudem ideale Winterquartiere für Amphibien, Reptilien und Igel.

Und was weckt sie wieder auf? Wie beim Einschlafen ist auch der Impuls für das Erwachen für die Biologen nicht ganz klar. Möglicherweise geben Stoffwechsel und steigende Umgebungstemperaturen Wecksignale. Die volle Harnblase ist es jedenfalls nicht. Aufwachen heisst Aufwärmen – das vegetative Nervensystem setzt Hormone, Gefässregulation und Wärmebildung über das Fettgewebe wieder in Gang, und die im Frühling insgesamt erwachende Natur trägt ihren wesentlichen Teil dazu bei.


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