Die Frühlingsgöttin geht übers Feld

  18.03.2020 Saisonmagazin

Die irische Muttergöttin Brigid entzündet das Feuer und erhält es am Leben – eine komplexe Gestalt, die uns Licht und Wärme bringt.

Jede Entwicklung verläuft zyklisch. Auch Robert de Niro sieht das so und anlässlich der Auszeichnung für sein Lebenswerk heuer im Januar, verkündete er: «Zwar entscheide ich mich immer wieder für die jeweilige Filmrolle, doch bin ich heute überzeugt, dass auch diese Entscheide Teil eines Grossen Ganzen sind, und ich damit einfach nur meinem Lebensplan folge.»
Und jedes Jahr im Frühling erwacht symbolisch das Feuer des Lebens wieder zu neuer Kraft. In früheren Zeiten und mancherorts auch heute noch, war und ist man sich dessen bewusst und begeht dazu bestimmte Rituale. Einige davon sind derart integriert, dass wir sie zumeist gar nicht mehr als solche wahrnehmen. So zum Beispiel: der Frühlingsputz.

Alles erwacht zu „Imbolc“
Zu Ehren der Göttin Brigid wird am 31. Januar bzw. 1. oder 2. Februar in Irland und auch anderswo das Fest Imbolc gefeiert. Diese Tage in der Wintermitte haben eine ganz andere Qualität als beispielsweise die sehr dunkle Zeit um die Jahreswende. Sie zeichnen sich durch kalte, aber bereits sehr helle Tage und klare Nächte aus!

Winter verdrängen
Diese Rückkehr des Lichts, die ersten Zeichen der langsam erwachenden Natur geben Hoffnung und Ideen für neue Ziele. Die keimende Saat ruht zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Schutz von Brigid in der Erde und wird von der Göttin bis zur Ernte bewacht. Dies ist auch die Zeit, sich mental vom Winter zu verabschieden und neue Pläne in Angriff zu nehmen: Zeit des Aufräumens im Äusseren und Inneren, des Reinigens der Wohnräume und des Körpers, eine gute Gelegenheit für Rituale, die mit einem Neubeginn zu tun haben.

Die Zweigesichtige
Brigid ebnet den Boden für die Aussaat. Sie ist eine Art Urkraft, die uns Licht und Wärme beschert. Alles in allem ist sie eine Hoffnungsträgerin, die uns gut durch den Winter und durch harte Zeiten im Leben bringt. Nicht nur, weil sie am Knotenpunkt zwischen zwei gegensätzlichen Naturelementen wie Wasser und Feuer steht, ist Brigid eine sehr machtvolle Gestalt. Sie wird auch als die Zweigesichtige bezeichnet – eine Seite ihres Gesichtes soll dunkel und hässlich, die andere hell und schön sein. Dies symbolisiert den Übergang zwischen Winter und Frühling, an dessen Schwelle sie steht. Zudem wird sie als Göttin der Küsten verehrt. Wiederum ist sie eine Übergangsgöttin: Die Küste ist weder Land noch Meer, hier treffen sich beide Elemente. Ihr werden Türen, Tore, Pforten, Schwellen, Zwischenwelten, Morgen- und Abenddämmerung, Übergänge im Leben – wie eben auch der Wechsel vom Winter zum Frühling – zugesprochen.

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote